Die Zugänglichkeit der oberen 17er-Befestigungsschraube ist je nach Motorisierung, Ausstattung (Standheizung/Klima etc.) sehr unterschiedlich. Um zu schauen, ob man sich an diese Arbeit selbst heranwagen kann, löse man diese auf beiden Seiten mit dem verfügbaren Werkzeug. Wenn das gelingt, ist der Rest recht leicht zu bewältigen.
Wer es selbst macht und die Motorlager in Erstausrüsterqualität - beispielsweise von Lemförder - im Internet bestellt, sollte mit dem Hersteller nach Lieferung abklären, ob die Ware original oder gefälscht ist. Es kommt vor, dass Billigware in Marken-Kartons umgepackt wird. Letztere hält oft nur 5 bis 15 Tausend Kilometer. Am sichersten kauft man in der Hersteller-Apotheke, denn selbst Erstausrüster verkaufen gelegentlich unterschiedliche Qualitäten desselben Produktes.
Am besten arbeitet es sich mit einer Hebebühne, ersatzweise mit zwei Auffahrrampen. Dazu ggf. 8er Schlüssel für die Motorabdeckung, 17er Ringschlüssel oder Knarraufsatz sowie HX8-Innensechskant-Aufsatz (untere Befestigung nur der frühen Modelle).
Arbeitsschritte zum Austausch der hydraulischen vorderen Motorlager
Metallklemmen der Kühlerlüfter-Zarge lösen
Beidseitig obere 17er Befestigungsschraube fast ganz herausdrehen. Eventuell mit Montiereisen hebeln, sofern massive Widerlager wie ein Krümmer o.ä. vorhanden sind. Nicht an fragilen Motor-Anbauteilen hebeln. Eventuell Knarre mit flexibler Verlängerung oder Gelenk benutzen.
W124 Motorlager erneuern: Die Zugänglichkeit von oben ist je nach verbauter Motorisierung unterschiedlich. Die aufgesetzte Knarre hat beim W124 200D fahrerseitig nur einen sehr kleinen Hebelbereich.
Wagen vorn auf Auffahrrampen stellen. Kleine Baumarkt-Stützen sind allein nicht besonders standsicher.
Ggf. untere Motorabdeckung entfernen, Getriebeabdeckung nur vordere 4 Schrauben lösen. Dann zunächst auf einer Seite untere und obere Befestigungsschraube und ggf. Hitzeschutzblech über dem Lager ganz entfernen.
Die Getriebeabdeckung verdeckt die untere Befestigung und braucht nur an den vorderen 4 Schrauben gelöst zu werden.
Motor an der Ölwannenkante mit Wagenheber, Gummi- oder Holzklotz nur soweit hochdrücken, bis das Lager frei herausgezogen werden kann.
Neues Lager von oben oder unten einsetzen, dabei obere 'Nase' in die Aussparung der Halterung einführen. Obere Schraube festziehen, aber nicht übertreiben, denn irgendwann muss es ja möglicherweise wieder raus.
Motor etwas ablassen und untere Befestigung lose eindrehen (nicht fest!)
Auf gleiche Weise das zweite Lager wechseln.
Wagenheber entfernen, Motor in wechselnden, unteren Drehzahlen kurz laufen lassen, damit sich der Motor wieder spannungsfrei ausrichtet.
Untere Befestigungsschrauben fest anziehen, Getriebe- und Motorabdeckung wieder montieren und Kühlerzarge festklammern.
Wenn das ausgebaute Lager beim Schütteln klappert, ist es völlig hinüber. Ich brauchte als reine Arbeitszeit gut eine Stunde. Mit Hebebühne und etwas Übung könnten 30 Minuten reichen. Dazu kommt die Rüstzeit, wenn Werkzeug und Rampen erst herbeigeschafft und danach wieder weggeräumt werden müssen.
Motorlager senken sich übrigens mit zunehmenden Verschleiß ab - und belasten damit das massive Gummi-Getriebelager über der Kardanwelle, welches sich infolge vermutlich ebenfalls absenkt. Tauscht man nur die Motorlager, steht der Motor höher als vorher und die neuen Lager müssen das Getriebe mittragen - daher kann es zu Dröhngeräuschen und Vibrationen kommen. Darum macht es Sinn, das Getriebelager mit zu tauschen. Dafür braucht es allerdings eine Hebebühne.