Alle diese Modellreihen sind sehr ähnlich konstruiert - es gibt nur kleine Abweichungen. Weil ich im Internet keine vollständige Anleitung für diese Arbeit fand, habe ich es hier einmal mehr für mich selbst notiert. Es hat sich gezeigt, dass ein Helfer unverzichtbar ist, wenn es entweder nicht windstill ist oder der Lack Ihres Fahrzeugs noch sehr schön ist. Bei meinem verwitterten und ohnehin zerkratzen Lack kam es nicht so darauf an, darum habe ich es riskiert, das Tür und Kotflügel bei dieser Arbeit Lackschäden davontragen. Und habe es allein gemacht.
Fangen wir an. Folgende Werkzeuge werden beim W124 gebraucht:
12er Aufsatz mit Verlängerung für Ratsche (am besten 1/4 Zoll), 8er und 12er Ringschlüssel, eine Decke für den Kotflügel zum Ablegen, etwas Altpapier als Lackschoner, rückstandsfrei ablösbares Klebeband (Klettband?), ein zweiter Helfer.
1. Ausbau eines Vorderkotflügels
Die Motorhaube zuerst in Wartungsstellung bringen (vollständig öffnen). Dazu Haube aufstellen, in Fahrtrichtung links wieder einen Zentimeter runterdrücken, dabei stets am linken Scharnier den Knopf drücken, danach die Haube wenige Zentimeter hochdrücken über den Knopf hinaus. Dann auf der anderen Seite am rechten Scharnier dessen Knopf drücken und Haube senkrecht aufstellen, bis sie dort einrastet.
Das Schwierigste zuerst - wenn dies misslingt, müssen Sie mit passenderem Werkzeug ohnehin einen neuen Anlauf nehmen: Zum Trennen des Kotflügels von der Karosserie an der versteckt hinter der Stoßstange befindlichen 12er-Schraube vorn seitlich gibt es drei Möglichkeiten: Entweder Innenkotflügel ausbauen und diese Schraube mit Ring-Schraubenschlüssel lösen. Oder die seitliche, horizontal verlaufende Schraube der seitlichen Stoßstangenbefestigung abschrauben und Stoßstange etwas nach unten drücken - dann kann man bequem von außen an die Kotflügelbefestigungsschraube herankommen. Man könnte hierzu auch die von unten erreichbare, vertikal eingeschraubte Schraube der Stoßstangenbefestigung lösen - damit trennt man den eisernen Halter vom Längsträger. Diese letztgenannten beiden Schrauben sind jedoch oft hoffnungslos festgerostet. Und brechen ab, wenn man ohne Rostlöser und Einwirkungszeit versucht, sie herauszudrehen. Mir geschah genau dies - es war noch nicht einmal viel Kraft vonnöten. Aber jede Werkstatt kann das Gewinde wieder instandsetzen und eine neue Schraube verbauen.So oder so sollten diese selten geöffneten, rostgefährdeten Schraubverbindungen daher gut mit WD40-Kriechöl eingesprüht werden. Dann aber auch einen Tag einwirken lassen. Und wenn Sie es denn wagen, sofern möglich, einmal kräftig auf den Schraubenkopf klopfen und Schraube gefühlvoll herausdrehen.
W124: Die von der Seite sichtbaren Kotflügel-Befestigungspunkt. Vorn beim Scheinwerfer sind noch mehr.
Türfeststeller der dem Kotflügel folgenden Tür an der A-Säule lösen: Vorsicht: Die Tür ist danach in ihrer horiziontalen Bewegung nicht mehr begrenzt und sehr leichtgängig. Ein Windstoß kann bereits teure und ärgerliche Schäden verursachen. Hier brauchen Sie eine besonnenen Helfer, der es aushält, längere Zeit ein Bauteil ruhig zu halten.
Zum Ausbau des Türfeststellers (Türfangbandes) zuerst den Sprengring abziehen und dann mit einem Hammer den Metallstift von unten nach oben aus seiner Führung schlagen. Nur soweit, bis dessen Kopf mit einer Rohr- oder Kombizange gegriffen und nach oben herausgewackelt werden kann. Jetzt lässt sich die Tür viel weiter öffnen, wodurch man die drei 12er-Schrauben an der A-Säule erreicht.
Um nicht den Lack zu beschädigen, sollte nur ein Knarrkasten mit kleinen
Elementen verwendet werden - z.B. 1/4 Zoll. 12er-Aufsatz und eine Verlängerung
aufstecken. Eine zweite Person muss die Tür in der idealen Position absolut
ruhig halten, während Sie die drei Kotflügel-Befestigungsschrauben
an der A-Säule herausdrehen. VORSICHT: Schon kleine
Bewegungen der Tür lassen deren Kante gegen den Aufsatz stoßen und beschädigen
den Lack.
Blinklichtgehäuse ausbauen durch Entriegeln des Plastik-Hebels im
Motorraum. Gehäuse vorsichtig nach außen drücken. Es sollte hierbei nicht haken, denn die Kunststoff-Nase der Blinkerbefestigung bricht leicht ab. Entweder durch Alterung und Aushärtung der originalen Bosch-Blinker oder wegen mieser Qualität der Drittanbieter-Blinker.
Dann die beiden 8er-Befestigungsschrauben der horizontalen Blechblende direkt unter dem
Scheinwerfer links und rechts mit einem Ringschlüssel lösen, Blech beiseite legen.
Dann das dahintergelegene große Gummielement (unter dem Scheinwerfer) vorsichtig
aus seinen Haltenasen herausziehen und auch beiseite legen.
Dann die kleine 8er-Kotflügelbefestigungsschraube unter dem Scheinwerfer mit
einem Ringschlüssel herausdrehen. Merken Sie sich, welche dieser unterschiedlichen drei
8er-Schrauben wohin gehört - es gibt zwei Größen. Separat ablegen. Hierfür können endlich bislang unnütze Tubber-Behälter ihre wahre Bestimmung finden.
Nun unten zwischen Radlauf und A-Säule die beiden 12er-Schrauben herausdrehen. Dazu
beim Vormopf-Modell ohne Seitenbeplankung die unterste kleine Abdeckung vorsichtig - am besten nur mit der Hand - abziehen. Sie ist nur aufgeklipst. Bei späteren Modellen mit Sacco-Brettern muss das kleine Teil ausgebaut werden. Ob da noch extra Schrauben zu lösen sind, weiß ich nicht.
Zum Schluß das Einfachste: Die 12er-Schrauben oben am Stehblech vom Motorraum her
herausdrehen und auch eintubbern.
Jetzt wird es noch einmal kniffelig: Nur drei Millimeter den Kotflügel falsch bewegt und er zerkratzt die Motorhaubenkante oder die vordere Türkante. Darum mit rückstandsfrei ablösbaren Klebeband alte Prospekte oder Zeitschriften über die Tür und Motorhaubenkante kleben. Oder ein Helfer muss dort etwas zwischenhalten. Der wird ohnehin gebraucht, um die Tür wieder aufzuhalten. Vorsicht: Diese Kreppbänder und ähnliches lassen sich nur ein bis zwei Tag gut abziehen. Irgendwann kleben die so bombenfest, dass der Lack schaden nehmen könnte. Wenn Sie also das Ganze erst in einer Woche wieder zusammenschrauben, dann ziehen Sie das Klebeband nach der Demontage besser sofort wieder ab. Es sollte auch nicht festgedrückt werden, sondern gerade so anpappen.
Erst jetzt den Kotflügel nach oben vom Stehblech etwas abziehen und dann vom
Fahrzeug wegziehen. Auf einer alten Decke ablegen. Alle Schrauben und Kleinteile sorgfältig verwahren. Fast nichts ist ärgerlicher, als wenn beim Zusammenbau etwas fehlt.
W124: Ein rostfreier originaler und verzinkter Kotflügel.
2. Anbau des Kotflügels und ein Tipp
So schön rostfrei wie der oben gezeigte, fast dreißig Jahre alte Kotflügel sind nur wenige. Das liegt vor allem an den Schmutznestern, die sich neben der A-Säule und neben der Stoßstange gut verborgen hoch auftürmen. Das ist jetzt eine der seltenen Gelegenheiten, um diesen Bereich zu sanieren. Irgendwelcher Rost ist hier immer irgendwo. Waschen Sie also das gesamte Radhaus und die Kotflügel-Innenseite blitzblank und kratzen Sie dann - wie im Rost-Kapitel beschrieben - beherzt Anrostungen blank und schützen sie diese Bereiche vor dem Weiterrosten. Wenn keine Zeit für gründliche Arbeit ist, hilft schon das Blankmachen und Einfetten mit Mike Sander Fett, die Zeit bis zur ordentlichen Behandlung zu überbrücken.
W124/W126: Verborgen durch die Innenkotflügel finden sich wie oben beschrieben meist große Laubnester, die einen Eimer füllen können. Besser alle paar Jahre vorsorglich öffnen und reinigen. Dabei nach neuen Anrostungen suchen..
Es empfiehlt sich also, bei dieser Gelegenheit überhaupt etwas für den Rostschutz zu tun. Weiterrosten lassen ist teurer, sofern der Wagen in Ihren Händen bleiben soll. Große Löcher zu schweißen ist aufwendiger als kleine. Wie oft in einem Autoleben wird dieser Bereich freigelegt? Gründlich zu arbeiten hieße, die große Menge Kompost zwischen Innenkotflügel und A-Säule zu entsorgen, das ganze Radhaus plus Kotflügel penibel sauber zu machen und losen Rost abzuschleifen. Und dann wie im Rostkapitel beschrieben einen Schutz aufzubauen. Alle Schrauben könnten abschließend gut gefettet eingesetzt und angerostete Schrauben und Aufnahmen durch neue ersetzt werden - die kosten nicht die Welt. Aber das hängt natürlich davon ab, ob der Wagen erhalten werden soll oder nicht.
W124/W126: Das ist die Ausbeute an in 29 Jahren angesammelten Laub von nur einer Seite. Ein Wunder, dass es hier nicht häufiger zu Durchrostungen kommt.
Ansonsten erfolgt der Anbau in umgekehrter Reihenfolge. Auch beim Einbau des Blinkerglas-Gehäuses ist größte Vorsicht geboten - dessen Entriegelungshebel bricht ab, wenn das Gehäuse mit Gewalt hineingeschoben wird. Also vorsichtig mit Gefühl in dessen Führung gleiten lassen. Wenn es nicht weitergeht, vom Motorraum her schauen, wo es am Verriegelungshebel hakt, den dann nur leicht bewegen.
3. Neu- oder Gebraucht-Kotflügel - und von wem kaufen?
Wenn Sie Ihren Kotflügel ersetzen müssen, könnten die folgenden Hinweise vielleicht hilfreich sein. Gebrauchte Kotflügel des Mopf0 bis Modelljahr 1986 sind unverzinkt. Rostfreie Kotflügel des Mopf1 sind daher die beste Wahl. Denn Nachkauf-Kotflügel sind auch immer unverzinkt - gleichgültig, ob es ein originales Daimler-Benz Ersatzteil ist oder ein Noname-Teil aus der Bucht. Soweit ich es bislang mitbekommen habe, passen alle Kotflügel bei unseren Modellreihen grundsätzlich ohne Anpassungen. Allerdings sollen Noname-Kotflügel immer wieder erhebliche Probleme mit den Spaltmaßen haben. Das stört am meisten am Übergang zur Tür und entlang der Motorhaube. Auch die Montage wird dadurch erschwert, weil es Zeit braucht, ihn so auszurichten, dass die Türkante beim Öffnen nicht am Kotflügel schabt. Dazu kommen nur bei Nonames unschöne Kantenübergänge - die Original-Ersatzteile sind offenbar deutlich besser verarbeitet.
Allerdings: Wenn dem DB-Ersatzteillager die Kotflügel irgendwann ausgehen, dann kaufen man offenbar auf dem freien Markt Ware ein. Das war es dann mit dem Originalteil in Erstausrüsterqualität. Beispielsweise wurden wenigstens bis Mopf1 beim W124 nach meinem Wissen nur Bosch-Scheinwerfer verbaut. Die gibt es aber schon lange nicht mehr - für kein Geld und gute Worte. Also vertreibt Mercedes heute Scheinwerfer eines anderen Anbieters - ich meine mich zu erinnern, das es Hella ist. Die sind nach meiner Auffassung weniger gut als Bosch-Scheinwerfer. Denn beispielsweise lassen sich deren Scheibendichtung und auch deren Scheinwerferglas nur mit mehr Aufwand ersetzen - wenn es denn mit Heimwerkermitteln überhaupt möglich bist. Doch dies ist fast ein Thema für ein eigenes Kapitel.