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Reihe: 'Hinter den Kulissen unserer Welt' ONLINE LESEN
Band 6: Philosophie des Lebens - Im Alltag zurechtfinden

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ISBN 9783751921947


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Kapitel 5.1.: Alles, was ist, hat Bewusstsein (Tier- & Insektenwelt - Menschliches Bewusstsein und andere Lebensformen)

Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.

Arthur Schopenhauer (1788-1860), Deutscher Philosoph


Die heutigen Wissenschaften nehmen an, dass sich der Mensch - nach der allgemeinen Zeitvorstellung - im Laufe der Evolution vom Einzeller über Meeressäuger zu Landsäugetieren, dann über den vor etwa 1 1/2 Millionen Jahren auftretende Vorläufer des Menschen, u.a. dem Homo Erectus, bis hin zur heutigen Zwischenstufe auf dem Weg zum künftigen Menschen entwickelt hat.

Nach Roberts (Seth) liegt jedoch zum einen das erste Auftreten des Menschen deutlich weiter zurück, denn jede Gattung war von Anbeginn an bereits fertig angelegt und latent vorhanden. Zum anderen gibt es im Grunde weder die reelle Zeit unseres Lebenssystems noch die biologische Evolution der Gattungen. Letztere drückt die spirituelle Entwicklung des kollektiven Bewusstseins jeweils einer Gattung aus, die sich in der Zeit nur ausdrückt. Zudem kann ein persönliches Selbst nicht die Gattung wechseln, auch nicht vom Menschenaffen zum Menschen. Und so gab es keine solche lineare äußerliche Entwicklung in der reellen Zeit (Fn. S.48).

Was es also gibt, ist eine spirituelle, eine schöpferische Evolution, welche sich in der zeitlichen Ausdehnung unserer Sphäre widerspiegelt. Alle Arten, wie wir sie heute kennen, waren von Anbeginn latent vorhanden und sind bereit, sich unter vorteilhaften Umgebungsbedingungen ins physische Sein zu träumen, also ein passendes Realitätssystem kollektiv derart zu fokussieren, dass ihre zuvor dynamischen geistigen Projektionen nunmehr physisch als gleichsam erstarrte Gedankenkonstruktion erscheinen.

Es passt zur menschlichen Hybris1, anzunehmen, dass Bewusstsein erst in der letzten Episode der angenommenen evolutionären Entwicklung im Menschen aufgetreten ist. Nach der in dieser Abhandlung geführten Abwägung war es jedoch zu jeder Zeit im Menschen wie auch in allem Seienden existent, jedoch je Sphäre mit unterschiedlichen Spezialisierungen als bewusst gewählten Eigenschaften. In unserem Realitätssystem überschneiden sich einige ähnliche Sphären, so dass wir spärliche Überreste vergangener Experimente in archäologischen Ausgraben finden können. Es sind gewissermaßen Experimente, um zu schauen, welche Umgebungsbedingungen und Eigenschaften zum bestmöglichen Zusammenleben mit allen Gattungen und spiritueller Informiertheit führen. Der Mensch ist hierbei nicht in jedem Experiment der bevorzugte Protagonist. Beispielsweise waren es auch schon Delphine und andere, uns unbekannte Lebensformen..

Eine Existenz ohne Bewusstsein, gleich ob als Einzeller oder als Delphin, ist nicht möglich. Selbst ein Sandkorn ist sich seiner selbst bewusst. Schon Schopenhauer erkannte:

"Alles was ist, das ist auch etwas, hat ein Wesen, eine Beschaffenheit, einen Charakter: diesem gemäß muss es wirken, muss es handeln (welches heißt, nach Motiven wirken), wann die äußeren Anlässe kommen, welche die einzelnen Äußerungen desselben hervorlocken [...]

Demnach hat das Tier sämtliche Affekte des Menschen: Freude, Trauer, Furcht, Zorn, Liebe, Hass, Sehnsucht, Neid usw.; die große Verschiedenheit zwischen Mensch und Tier beruht allein auf den Graden der Vollkommenheit des Intellekts [...] Wie ist doch jedes durchweg nur das Abbild seines Wollens, der sichtbare Ausdruck der Willensbestrebungen, die seinen Charakter ausmachen [...] Aus meiner Lehre folgt allerdings, dass jedes Wesen sein eigenes Werk ist." [Lit 102]

Mit dem letzten Satz bringt Schopenhauer zum Ausdruck, dass er das metaphysische System dem Grunde nach verstanden hat. Alles Physische und somit auch jedes Lebewesen ist stets die intimste, physisch erscheinende Projektion des dazugehörigen persönlichen Selbsts. So ist unser eigener Körper unser eigenes Werk.

Der Intellekt ist die Summe der vom Willen unabhängigen Erkenntnis. Wie die Wissenschaft nachwies, verfügt so manches Tier über einigen Intellekt, bei einigen Gattungen, wie beispielsweise Delphinen mehr, bei anderen weniger. Der Wille der Tiere ist jedoch in unserer Sphäre durch biologisch einprogrammierte Verhaltensmuster in seinem Spielraum begrenzt, so dass deren Intellekt weniger Freiheiten hat.

Begeht ein spirituell gering entwickelter Mensch vorsätzlich anderes Seiende schädigende Handlungen, dann nutzt er seinen gelegentlich gar brillanten Intellekt zum Ausleben seines ungezügelten Willens. Bei diesem dominiert der Wille des aktuellen Egos so massiv den Intellekt, dass es keine ungenutzten Kapazitäten zur absichtslosen Reflexion gibt.

Der Buddhismus spricht - ungeachtet der zahlreichen Irrtümer seiner Lehre (vgl. Bd.8) - ebenfalls Tieren und Insekten ein dem Menschen ähnliches Bewusstsein zu. Schopenhauer wies auch in Pflanzen Bewusstsein nach, liefert zahlreiche Belege in der 'Pflanzen-Physiologie', einem Abschnitt aus 'Über den Willen in der Natur' [Lit 107]. Und C.G. Jung erkannte:

"Ich liebte alle warmblütigen Tiere, weil sie [...] eine Seele haben wie wir [...] Sie erleben [...] wie wir Freude und Trauer, Liebe und Hass, Hunger und Durst, Angst und Vertrauen - alle wesentlichen Inhalte des Daseins, mit Ausnahme der Sprache, des zugespitzten Bewusstseins." [Lit 136]

Roberts (Seth) stimmt diesem bedingt zu, denn alles Seiende habe nach ihrer Auffassung eine emotionale Seele. Leben in jeder Form kann nur empfunden werden, und dazu braucht es Emotionen. So erlebt auch jeder Baum seine physische Existenz emotional. Sie schreibt weiter:

"Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, [...] dass es keinen wirklichen Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Selbstbewusstsein gibt [...] Ein Baum ist sich selbst als Baum bewusst [...] Worauf ich hier hinziele, ist diese egoistische Anmaßung, dass Selbstbewusstsein notwendigerweise Menschsein per se umfassen müsse." [Lit 193]

Ingrisch bringt es schließlich auf den Punkt, auf in physischen Vorstellungswelten verwobene Energien. Sie liefert damit die Pointe des Seins:

"Es gibt einen Regenbogen der Arten, der sich zwischen allen Himmeln und Erden spannt. Einen lebendigen Regenbogen, in dem die Arten, die Farben, die Strukturen fluktuieren. Und irgendwann oder irgendwo, obwohl es keine dieser beiden Positionen gibt, erkennst Du, dass dieser ganze Regenbogen Du selbst bist." [Lit 142]

Ingrisch verwendete zur Beschreibung einer Reinkarnations-Vita einmal die Formulierung: "Ich war alle Tiere - geflügelt oder nicht". Zwar ist das menschliche Selbst auf seine eigene Gattung beschränkt, doch kann es sich über alles Seiende ausdehnen und sich damit in allem Seienden erkennen, aus dessen Position die Welt betrachten. Dies ist die höchste spirituelle Erkenntnis, zu der ein Lebewesen fähig ist. Zu Lebzeiten gelingt dieses Einfühlen in Dinge oder andere Lebewesen über die inneren Sinne - insbesondere dem konzeptuellen Sinn (vgl. Bd.2) [Lit 210].

Roberts spricht von biologisch in Zellbewusstseinen gespeicherten Körperdaten und Erfahrungen aus allen Lebensformen. Sie wären damit latent im Körperbewusstsein vorhanden. Nach all diesen Aussagen ist die von uns nach außen projizierte, physische Umwelt ein Teil unseres Gesamt-Selbst. Schädigen wir irgendetwas Seiendes, schädigen wir uns selbst - und umgekehrt.

Ein kleines Indiz für die Richtigkeit der Annahme, dass jede Lebensform in den Möglichkeiten seines physischen Körpers freie Bewusstseinskapazitäten nutzen kann, also Intellekt und Reflexionsfähigkeit besitzt und damit die Verantwortung für seine Entscheidungen zu tragen in der Lage ist, mag eine kurios erscheinende Zeitungsnotiz des Hamburger Abendblattes vom 6. Februar 2006 liefern. Hiernach stahlen in einem britischen Vogelpark in Gloucestershire zwei schwule Flamingos im fünften Jahr ihres Zusammenlebens Eier ihrer heterosexuellen Artgenossen und zogen die Küken als ihre eigenen auf.

Raben und Krähen als intelligenteste Vögel können

Tiere haben ebenso wie Menschen Emotionen, empfinden Trauer und Ängste. Sie reagieren nach Roberts auf die Emotionen, Glaubenssätze und Bestrebungen ihrer Halter, die sie über innere Sinne erreichen, und geben der Liebe, Zärtlichkeit und Treue Ausdruck [Lit 184 & 183]. Haben die Halter Probleme, belastet dies Tiere stark. Emotionale Spannungen können gar zum vorzeitigen Ableben der Haustiere führen [Lit 188].

In Deutschland gibt es ein Kuh-Altersheim, dessen Bewohner sehr liebevoll den betreuenden Menschen zugewandt sind. Man erkennt bei ihnen höchst individuelle Wesenszüge - etwas, das in der üblichen Nutztierhaltung kaum auffallen kann. Über das dortige Zusammenleben von Mensch und Tier wurde ein Spielfilm gedreht, der im Jahr 2020 in die Kinos kam. 'Butenland' dokumentiert zwei Jahre Hof-Alltag, die Beziehungen zwischen Besitzern und Schützlingen und zeigt ganz nebenbei, was eine optimale Tierhaltung ausmacht. [Lit 225]

Ein weiteres Beispiel: Ein Hund hat im zweiten Weltkrieg durch einen Bombenangriff auf das Hamburg-Niendorfer Wohnhaus seiner Besitzer seine menschlichen Bezugspersonen verloren und wurde von einer im benachbarten Stadtteil Schnelsen lebenden Bekannten des früheren Besitzers aufgenommen. Sie erzählt:

"Der Schnauzer war bei uns. Er ging Abends, wenn es dunkel wurde, los, ging nach Niendorf, setzte sich in die Trümmer und jaulte." [Lit 182]

Nach Roberts ist jede Emotion, jede Handlung, jedes Streben und jeder Gedanke des Individuums zu vergleichen mit einem Stein, der in den Teich des kollektiven Gesamtbewusstseins geworfen wird - alle Individuen reflektieren die Handlungen und Gedanken jedes Einzelnen. Sie schreibt:

"Die alternative Einstellung verhilft euch dazu, die vielen verschiedenen Manifestationen einer gegebenen Handlung, die wahre multidimensionale Realität eines gegebenen Gedankens zu erfassen. Dadurch wird das normale Bewusstsein bereichert." [Lit 175]

Betrachten wir einmal eine gegenteilige Position. Der britische Physiologe und Nobelpreisträger Eccles vertrat die Auffassung, dass ein Selbst-Bewusstsein erst ab der menschlichen Entwicklungsstufe des Neandertalers auftrat, indem hier erstmals Geburt und Tod durch Rituale markiert werden [Lit 1]. Hier zeigt sich sehr schön das Scheuklappen-Denken eines Wissenschaftlers. Weil Katzen keine erkennbaren Rituale zeigen, hieße das im Umkehrschluss, dass sie kein Selbstbewusstsein besäßen. Wie sollten aber derartig plakative Rituale durch jedwede Tierart bewerkstelligt werden? Nahezu alle sind in ihren Kommunikations- und Ausdrucksmöglichkeiten im Vergleich zum Menschen derart eingeschränkt, dass sie empfundener Trauer nach außen kaum Ausdruck geben können.

Affen-Gattungen wird immerhin als Ergebnis wissenschaftlicher Forschungen nunmehr ein Selbst-Bewusstsein zugeschrieben, können sie sich doch im Spiegel selbst erkennen und sehr komplexe Treibjagden mit über dreißig Jägern organisieren, was über ein rein instinktgesteuertes Verhalten nicht möglich wäre. Auch Kaninchen zeigen starke emotionale Reaktionen, wenn eines ihrer Kinder umkommt - selbst wenn dies, wie in wissenschaftlichen Untersuchungen belegt, Tausende Meilen entfernt geschieht (vgl. Bd.4). Bei Affen erkannte man in Forschungen Verhaltensweisen wie das Pflegen von Freundschaften, welches ein nicht nur auf den Überlebenszweck gebundenes Denken voraussetzt.

Der Intellekt und die daraus resultierende Fähigkeit zur Reflexion ist bei den meisten Tierarten im Vergleich zum Menschen geringer, bei wenigen mindestens ebenbürtig. Ebenso sind die Gedächtnisse der Tiere sehr unterschiedlich, teils besser als das der menschlichen Gattung, teils schlechter. Die Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten der Tiere sind naturgemäß durchweg begrenzt.

Jede Gattung - auch der Mensch - verfügt nach Roberts nur über gerade soviel Gedächtniskapazität, wie es für ihre Aufgaben erforderlich ist. Sehr einfache Organismen können nur vergleichsweise wenige innere Kommunikationen auffangen. Durch deren Konzentration auf diese wenigen Impulse sind die Vitalität und die Gültigkeit ihrer physischen Projektionen ausgezeichnet. Deren wenige scharfe Gedanken werden ohne Reflexion sofort nach außen projiziert, ein Gedächtnis sei daher nicht erforderlich. [Lit 193]

Säugetiere können über ihre inneren Sinne mehr Kommunikationen auffangen, aber zu viele, um sie alle ins Physische zu projizieren. Diese bedürfen daher einer vom Willen unabhängigen Erkenntnis - des Intellekts -, die auf der Erinnerungsfähigkeit an in der Vergangenheit projizierte Gedankenkonstruktionen beruht. Der Intellekt mit seiner Reflexionsfähigkeit befähigt erst im jeden Gegenwartsmoment - genauer in jeder Planck-Zeit - zur Auswahl dessen, was man projizieren möchte. Er macht Entscheidungen möglich. [Lit 193]

Doch ist das menschliche Denken in Begriffen für die Erweiterung des spirituellen Erkenntnishorizonts (vgl. S.216 /Bde. 2 & 8) nicht nur von Vorteil. Es ist zugleich eine Begrenzung, welche Gedanken in stets einschränkende Begriffsbedeutungen kanalisiert und das rein diskursive2 Denken fördert. Zudem geben Begriffe nur den Informationsanteil der Gedanken weiter, nicht jedoch den Gefühlsanteil. In der direkten verbalen Kommunikation wird der Gefühlsanteil mit weiteren Informationen parallel über innere Sinne übertragen - dies fehlt dem gedruckten Wort.

Fazit: Der bisherige Mensch ist mit seiner auf Scheuklappen basierenden Ignoranz und Selbstüberschätzung in einer Falle und läuft damit geradewegs an die Wand. Demut, Respekt vor allem Seienden und eine hohe Bereitschaft zur Kooperation mit allem Seienden könnten aus dieser Falle herausführen, wenn dies von allen Menschen an jedem Tag gelebt würde.

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