Phantasiebasierte Träume ereignen sich nicht im Tiefschlaf. Zum einen wären sie kaum erinnerlich. Zum anderen ähnelt er eher einer Arbeitssitzung mit der in die Abfolge von Lebenszyklen aussendenden Wesenheit. Ob wir im Tiefschlaf auch den Initiator aller Welten - All-das-was-ist der Energiestufe IV - fokussieren, ist zweifelhaft. Der Buddhismus spricht von dem klaren Licht (vgl. Bd.3) des eigenen Bewusstseins, in welchem man im Tiefschlaf meditativ ruhe. Das 'klare Licht' sei ein Synonym für die kräftige reine Bewusstseinsenergie des höchsten Geistes der Buddhisten, welcher sämtliche Vorstellungen der niederen Kulissenwelt durch 'Wahnerlöschung' überwunden habe. Dies trifft bereits auf die Wesenheit zu. [Lit 83]
Nach Schopenhauer treffen im Traum diejenigen Umstände, welche später zu den Motiven unserer Handlungen werden, als von unserem Wachbewusstsein unabhängige, ja oft von diesem verabscheute wie zufällig zusammen. Und zwar in einer "geheimen und zweckmäßigen Verbindung", hergestellt durch eine höhere Instanz unseres eigenen Willens, von einem Standpunkt heraus, der nicht der träumenden Identität1 entspringt [Lit 100].
Jedes Ereignis in der physischen Welt ist zunächst ein psychisches. Die physische Realität zeigt von den komplexen und hoch vernetzten Vorgängen der alles Seiende umfassenden Psyche nur ein stark informationsreduziertes Abbild (vgl. Bd.2). In dieser intensiven Phase des Schlafs ist unser Bewusstsein hochaktiv. In Abstimmung mit innerem Selbst und Körperbewusstsein wählt das Wachbewusstsein aus einer Vielzahl wahrscheinlicher Zukünfte und Ereignisse die ihm genehmen aus. Oder es erschafft die angestrebten Strukturen neu. Infolge verdichtet sich die gewählte oder neu geschaffene psychologische Wahrscheinlichkeit zu einem physischen Ereignis. Dieses existiert jedoch zunächst in einer Warteposition und fällt an für dessen Bedingungen passenden Ereignispunkten in die physische Realität der Raumzeit. Ein Ursprungsereignis kann sich im Physischen also in mehreren, nur scheinbar nicht kausal verknüpften 'Teilereignissen' zeigen. [Lit 183]
In dieser Schlafphase wird nach Robertss (Seth) Auffassung zudem intensiv mit Zellbewusstseinen des physischen Körpers zu weiteren Themen kommuniziert. Es werden gesundheitliche Probleme ebenso wie künftige Anforderungen behandelt. Erstere werden oft schon in dieser Schlafphase beseitigt. So würden anhaltende Krankheiten durch einen Traum geheilt oder chronischen Krankheiten vorgebeugt, indem diese Träume "als ständige Heilanstöße laufend unscheinbare, aber wichtige persönliche Einsichten hervorbringen"". Gelingt dies nicht, treten nachfolgend Heilträume auf, welche im Körper Heilungsprozesse initiieren und unterstützen. Diese geben wiederum den Zellbewusstseinen Impulse zur Selbstheilung (vgl. Bd.7) [Lit 183]
An anderer Stelle:
"Die bewusste Kunst, Träume zu erschaffen, zu verstehen und zu nutzen, ging weitgehend verloren; und die enge Beziehung zwischen Alltagsleben, Weltereignissen und Träumen wird fast vollständig ignoriert. Die 'Zukunft' des Menschengeschlechts wird in den persönlichen und kollektiven Träumen seiner Angehörigen ausgearbeitet, aber auch das wird nie berücksichtigt [...] Das zellulare Leben wird von euren Träumen beeinflusst. Heilungen können im Traumzustand stattfinden [...]" [Lit 190]
Das folgende Traum könnte derartige Abstimmungen des inneren Selbst in der Tiefschlafphase symbolisieren. Derartige, nicht in Begriffen zu fassende innere Vorgänge werden stufenweise über zunehmend vereinfachende Träume soweit heruntergebrochen, bis das Wachbewusstsein - sofern es ihn erinnert - diesen auch im Wachzustand über sein Begriffsvermögen interpretieren kann:
Wir, ein halbes Dutzend an Ereignissen des folgenden Tages beteiligte Identitäten, saßen um einen kleinen runden Tisch herum, und nacheinander würfelte jeder in einem großen Würfelbecher die Mini-Symbole der Kern-Ereignisse des folgenden Tages, so wie er sie gerne hätte. Alles ohne viel zu reden. Ich glaube, am Ende einigten sich alle mit sehr wenigen abstimmenden Statements auf eine Variante. Es fühlte sich an wie eine Arbeitssitzung in entspannter Atmosphäre.
Die Traumphasen koordinierende innere Instanz unseres Selbst ist der 'Geist der Wesenheit'.Roberts beschreibt das Zusammenspiel in der Tiefschlafphase in ihren Schriften ausführlich, warum ich einmal mehr auf die Original-Literatur verweise:
"Dies ist die behüteste Periode des Schlafes. Hier kommt die regenerierende Funktion des Schlafes ins Spiel, und es ist in dieser Phase, dass die Sprecher als Lehrer und Führer auftreten. Die Informationen werden dann oft nach der Rückkehr von anderen Bereichen des Selbst wie dem Körperbewusstsein oder dem Unterbewussten verarbeitet. Es werden Träume daraus gebildet, die für diese Bereiche des Selbst bedeutungsvoll sind, wobei allgemeine Belehrungen in praktische Ratschläge für eine bestimmte Lebenssituation verwandelt werden können." [Lit 175]
Die für das Wachbewusstsein verständlichste Übersetzung der Symbolsprache der Wesenheit in die Symbolsprache des im Physischen orientierten Teil des Selbst erfolgt hiernach in niederen Traumbereichen außerhalb des Tiefschlafs. Jedoch werden die Traumsymbole mit zunehmenden Bezug zur konkreten Problem-Situation immer begrenzter in ihrer Aussagekraft - sie bekommen gleichsam Scheuklappen (vgl. S.254).
Auf diese Weise werden tiefere Konflikte, in denen sich ein Wachbewusstsein befindet, im Coaching durch die Wesenheit aufgearbeitet und einer Lösung zugeführt - wenn denn das Wachbewusstsein diesen inneren Eingebungen und Impulsen folgt und nicht im diskursiven Denken verharrend an unhaltbaren Situationen festhält. Doch nicht nur das Individuum, sondern auch Gruppierungen aller Art wie Völker und Zivilisationen erleben nach Roberts im Tiefschlaf diese Abstimmungen als kollektiven Abgleich. Sie sind mentale Konglomerate (Fn. S.245), wie Ingrisch geistige Gruppierungen aller Art nennt. Es wird gemeinsam eine Handlung aus einer Anzahl zur Verfügung stehender Handlungsalternativen herausgesucht, die in unserer Realität Wirklichkeit werden soll.
Auf dieser speziellen Tiefschlaf-Bewusstseinsebene erhält das Wachbewusstsein nach Roberts zudem einen Energieschub, mit dem es die folgende Wachphase übersteht. Es ist die Lebensenergie, die immer wieder erneuert werden muss und ohne die ein physischer Körper binnen weniger Tage eingeht - er stirbt. Wird der Schlaf auf mehrere Einheiten verteilt, dann steigert es die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit. Zudem werden im Schlaf toxische chemische Substanzen im Stoffwechsel abgebaut, welche in den Wachphasen entstehen. [Lit 175]
In tiefen Träumen dringt man in tiefere Bereiche des Traumuniversums oder genauer seiner Psyche ein. Babys und Kleinkinder haben überwiegend tiefe Träume, weil sie mit dem Traumuniversum noch stärker verbunden sind und ihr Ego mit seinem Willen noch nicht Regie führt. [Lit 213]
Doch dürften es Menschen in hektischen Lebenssituationen schwer haben, soweit vom Alltagsstress loszulassen, um entspannt unter Beteiligung ihres Egos tiefe Träume wahrzunehmen und folglich zu erinnern. Mangels weiterer Quellen ziehe ich an dieser Stelle eigene Erfahrungen heran. Nach einigen Tagen der Einstimmung gab ich direkt vor dem Einschlafen etwa zweiminütige Autosuggestionen für die Absicht, tiefe Träume erleben zu wollen und mich ihrer im Erwachen zu erinnern. Infolge waren die Traumumgebungen länger als gewöhnlich im Fokus, gefühlt weiter weg von der physischen Oberfläche, so als müsste ich mich ihnen zunächst annähern. Ich war nicht wie gewohnt sofort 'im' Traum. Auch in der Erinnerung war er 'weiter weg'.
Der scheinbare Endlostraum war gleichmäßiger, entspannender und ruhiger. Demgemäß war die im Traum projizierte Umgebung hügelig und sanft, es war eine weniger differenzierte Welt, es gab nur wenige Bäume, Straßen spielten keine Rolle, alles scheinbar eine große Wiese - manche würden die Projektion als langweilig bezeichnen. Weil jedoch der jeweils projizierte Bereich unserer Psyche stets ein Spiegel derselben ist, wird dies von ruhigen ausgeglichenen Naturen als wohltuend empfunden. Ich bekam Einblick in eine andere Art des Seins, die völlig ausgeglichen und relaxed ist.
Ich vermute, die wahrgenommenen Bereiche entsprechen einer der beiden obersten Ebenen der Energiestufe II - des Traumuniversums. Damit wurde klar, warum plötzlich aus dem hektischen Alltag gerissene Verstorbene erst einmal eine Zeit der Anpassung brauchen, um in diese tieferen Bereiche eingehen und dort sein zu können: Sie sind möglicherweise emotional aufgewühlt und noch voller Lebenszyklus-bezogener Willen und Anhaftungen, so dass sie mit ihrer Hektik dort fehl am Platze wären. Wird man in dieser Verfassung jedoch im Ableben empfangen bzw. nimmt wartende Nahestehende wahr, wird man zunächst an einen Ort gebracht, in dem man zur Ruhe kommen kann (vgl. Bd. 3).
Diese Unterstützung erfährt jedoch nicht jeder oder lässt sie zu. Deshalb wäre es nicht verkehrt, schon zu Lebzeiten sein Leben so zu gestalten, dass man nicht besorgt sein muss, in Sichtweite eines potentiellen Ablebens zu sein. Im Band 6 gebe ich Hinweise, wie das Erreichen einer inneren Gelassenheit schon zu Lebzeiten möglich ist.
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