Warum sind manche nächtliche Erfahrungen bedrückend? Das persönliche Bewusstsein ist unter anderem geprägt durch die Erfahrungen des aktuellen Lebenszyklus und seinen Charakter, welcher aus den Lernerfolgen aller assimilierten Erfahrungen resultiert. So gab es möglicherweise problembehaftete Lebenszyklen, aus denen nicht verarbeitete Energieblöcke noch immer in der Psyche wirksam sind. Das Bewusstsein kann zudem Negatives wie Positives mühelos übersteigern. Nicht zuletzt sind wir in der geistigen Welt näher an unseren Bewusstseinsinhalten, weil Ablenkungen der physischen Welt fehlen.
Wir werden aber auch durch unsere Wesenheit liebevoll geführt und beeinflusst - zu ihren Mitteln gehören gegebenenfalls Serien von Alpträumen, wenn diese zum Aufrütteln geeignet sind.
Doch ist es zu kurz gegriffen, wenn man verallgemeinernd sagt, die Träume des spirituell Hochstehenden seien besser als die des Beliebigen. Denn nicht nur Werte und Einstellungen des Wachbewusstseins entscheiden über deren subjektiv empfundene Qualität, auch Ängste, Zwänge und Sorgen haben deutlichen Anteil. Und unter diesen leiden auch, wie man an Robertss (Seth) persönlichen Schicksal sieht, spirituell recht Hochstehende. Zudem werden problembehaftete äußere Wachbewusstseine von den tieferen Instanzen des inneren Selbst mit bedrückenden Träumen konfrontiert, welche der Auflösung und Assimilierung (Fn. S.49) von Konflikten dienen. Ein festsitzendes Problem bedarf einer markanten Sprache, um das Wachbewusstsein zu Reflexionen zu bewegen. Auch Albträume erfüllen diesen Zweck und können aufgelöst werden, wenn die Botschaft intuitiv erspürt ist. Das logische Verstehen kann - wenn überhaupt - später folgen. Vollmar schreibt:
"Im Talmud, dem Weisheitsbuch der Juden, heißt es, dass ein ungedeuteter Traum wie ein ungelesenes Buch ist. Auch ein ungedeuteter Traum wirkt, denn auf der Ebene des Unbewussten ordnet er die Gefühle und inneren Bilder. Möchte man jedoch systematisch die tiefe Weisheit seiner Träume nutzen, ist es unumgänglich, sie zu deuten." [Lit 172]
Hierzu ist es ungemein hilfreich, ein Traumtagebuch zu führen. Notieren Sie jeden Ihrer erinnerlichen markanten Träume unmittelbar im Erwachen, so dass die Erinnerung hieran nicht verloren geht. Da die Traumsprache stets eine Bild- respektive Symbolsprache ist, notieren Sie darunter die erkannten Symbole und deuten Sie diese zunächst intuitiv in gelegentlicher meditativer Reflexion. Erst hiernach sollten allgemeine Symbolerklärungen hinzugezogen werden.
Für ein unbelastetes Bewusstsein ist es folglich äußerst angenehm, im Schlaf seine Gedanken ohne Willenseinsatz schweifen zu lassen und sich nicht mit der physischen Welt der Erscheinungen abgeben zu müssen. Unser Gehirn wird bereits nach einer fünfstündigen Nachtruhe ausgeruht sein. Wenn wir uns dann im Erwachen nur schwer orientieren können, versucht das Wachbewusstsein, weiter in der geistigen Welt zu verweilen, also diese zu fokussieren. Für Menschen, die nicht von Neid, Gier, Selbstsucht oder anderen nachteiligen Eigenschaften durchdrungen sind, sind Traumerfahrungen äußerst angenehm. Wenn wir also selbst nach einer langen Nacht nur schwer aus dem Bett kommen, haben wir die Zeit mit Aktivitäten in der geistigen Welt verbracht, die uns sehr gefallen haben und die wir als noch nicht abgeschlossen betrachten oder von denen wir gerne noch mehr erlebt hätten. Denn wären diese Eindrücke negativ gewesen, würden wir nach dem Erwachen mit Freude den Lebensfaden wieder aufnehmen, froh, der gruseligen Geisterwelt entkommen zu sein. Und mit entsprechender Abneigung abends wieder zu Bett gehen, in Anbetracht dessen, was uns erwartet. Dem ist jedoch in der Regel1 nicht so, und darum ist der Schlaf für viele der angenehmste Teil des physischen Seins.
Und das ist gut so. Nichts, was uns im Schlaf widerfährt oder vermittelt wird, ist nachteilig. Das Wachbewusstsein wird mit Lebensenergie versorgt und umfassend unterrichtet. Die nächste Zukunft wird individuell wie kollektiv geplant. Alles dient der Lösung von Konflikten sowie der Lebensbewältigung. Dabei bleiben sämtliche Erfahrungen in der geistigen Welt dem Selbst erhalten. Roberts schreibt:
"Innere Teile eurer Persönlichkeit besitzen auch ein Gedächtnis für alle eure Träume. Diese existieren alle zugleich und sind gewissermaßen wie Lampen über einer dunklen Stadt aufgehängt, indem sie verschiedene Partien eurer Psyche beleuchten. Diese Gedächtnissysteme sind alle miteinander verknüpft. Ebenso besitzt ihr auch ein Gedächtnis für eure früheren Leben, die in ihrer Vollständigkeit euer gesamtes Gedächtnissystem durchdringen." [Lit 175]
Je trainierter nun der Kontakt eines Wachbewusstseins zu Unterbewusstsein und Wesenheit ist, desto ungehinderter erreichen es Informationen über die inneren Sinne. Und desto besser erinnert es sich seiner Träume. Doch muss das Wachbewusstsein zu Lebzeiten über das der Ermüdung unterliegende physische Gehirn kommunizieren. Und je erschöpfter dies ist, desto weniger lässt es durch, desto schlechter ist man beispielsweise in Prüfungen. Wer also sein Leben in Ordnung bringen will, muss zuerst einmal sehen, dass er zur Ruhe kommt.
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