Im Traum sind wir geselliger als im physischen Leben. Das könnte damit zusammenhängen, dass viele Menschen in der physischen Lebensumgebung recht isoliert leben. Jedoch ist die Aussendung im Laufe der Abfolge ihrer Lebenszyklen so viele intensive Beziehungen eingegangen, dass selbst ein großer Bekanntenkreis damit nicht konkurrieren kann. Doch könnten enge Vertraute in der reellen Zeit parallel zu uns ebenfalls im Leben stehen - uns nicht unbedingt bekannt und vielleicht am anderen Ende der Welt.
In unserem höheren geistigen Sein gibt es zwar Affinitäten, aber weder Emotionen, noch Sozialphobien oder isolierende Depressionen. Zudem geht jeder spirituell Höherstehende in der geistigen Welt dank der fehlenden Emotionalität vorurteilsfrei an neue Kontakte heran.
Ingrisch hat auf dieses Thema bezogen zwei bedeutsame Feststellungen gemacht. Zum einen: "Wir haben wohl gleichzeitig viele Biographien, kennen uns jedoch außerhalb unserer Biographien besser als in ihnen." Und zum anderen: "Wir sind in allem gleichzeitig existent, nur unsere Wahrnehmung wandert."
Wenn wir in der geistigen Welt im Informationsaustausch mit unseren anderen, eigenen Biographien - Simultanselbst und wahrscheinliche Selbst - in Kontakt sind, entsteht die Notwendigkeit, sich im Erwachen in Bezug auf die zum physischen Körper und Lebenszyklus gehörige Vita zu orientieren. Dies wird auch ohne einen derartigen Kontakt erforderlich sein, wenn der Wachbewusstseinsanteil der träumenden Identität in der Lage ist, sich im Einschlafen von allen Anhaftungen und Fragestellungen seines Lebenszyklus zu lösen. Dies wäre übrigens ein Indiz für ein spirituell hochentwickeltes Bewusstsein (vgl. Bd. 6).
Im Schlaf kommunizieren wir oft mit lebenden und mit verstorbenen Nahestehenden. Diese Begegnungen finden in visuell wahrnehmbaren, geistigen Vorstellungswelten statt. Jeder der Beteiligten kann während der Zusammenkunft entweder seine eigene Vorstellungswelt wahrnehmen oder alle Beteiligten gemeinsam eine vorhandene geistige Umgebung. Letztere ist dann entweder eine kollektive Vorstellung Vieler oder das geistige Heim einer physisch lebenden oder verstorbenen Existenz (vgl. Bd.2).
Bei physisch lebenden Beteiligten kann so eine Zusammenkunft auch unter gemeinsamer Wahrnehmung der physischen Lebensumgebung erfolgen. Dies erschwert jedoch die Kommunikation - zum einen wegen der Fixierung des physisch Lebenden auf das physische Lebenssystem, zum anderen wegen der damit einhergehenden niederen Position auf der Skala der 5. Energiedimension (vgl. Bd.2). Diese realen Zusammenkünfte sind gelegentlich direkt nach dem Erwachen als Träume erinnerlich.
Die äußeren irdischen Identitäten (vgl. S.27) erfahren hierüber auch zu Lebzeiten gegenseitige Unterstützung. Monroe liefert in seinen Büchern einige Beispiele. Dabei finden intensive Abstimmungen statt. Mögen unsere Nahestehenden räumlich auch noch so entfernt in der Welt herumgeistern - wir sind mit ihnen in Echtzeit auf das Engste verbunden und bleiben durch Traumverbindungen im engen Austausch. Diese Traumart enthält nach Robertss (Seth) reale Kommunikationen in der geistigen Welt (vgl. Bd.2). Sie informiert über real eingetretene Veränderungen bei Verwandten, Freunden, bei altvertrauten Häusern und anderen Orten, die einem etwas bedeuten. Da ein Teil der eigenen Psyche auch im Wachsein die geistige Welt fokussiert, erreichen uns diese Informationen nicht nur im Schlaf. Spuren dieses Wissens blitzen im Alltag des Wachbewusstseins auf - wir wissen etwas, ohne zu wissen woher. [Lit 187]
Zu dieser Traumart gehört auch ein vielschichtiges globales Traumnetzwerk - oder präziser geistiges Netzwerk. Es ist nach dem Erwachen nicht erinnerlich, weil sich - so Roberts - unser Kulturkreis die Erinnerung hieran abtrainiert hat. Nichtsdestotrotz werden hierin auch heute noch kollektiv bedeutsame Ereignisse und Entwicklungen beschlossen. Es dient also dem Austausch von Informationen und der kollektiven Abstimmung gesellschaftlicher Gruppierungen über gewünschte Entwicklungen. In einem früheren spirituellen Entwicklungsstand wären diese gesellschaftlichen Abstimmungsprozesse nach dem Erwachen erinnerlich gewesen. [Lit 187]
Ohne ein bewusstes Reflektieren der Traumerlebnisse durch das Wachbewusstsein gehen sofort nach dem Erwachen Erkenntnisse aus diesen Begegnungen meist verloren. Sie können auch nicht über diskursives Denken in Erinnerung gerufen werden, weil sie in einem anderen 'Datensatz' gespeichert sind. Des Öfteren gibt es jedoch bei passender Gelegenheit im physischen Alltag ein Wiedererinnern oder das Wachbewusstsein erhält die seinerzeitigen Erkenntnisse als Eingebung präsentiert. Denn das physische Leben der äußeren Identitäten ereignet sich nach Ingrisch nur an der "Oberfläche des Bewusstseins", genauer: es wird durch das Wachbewusstsein nach außen projiziert.
Die im Traum wahrgenommene Biographie einer anderen äußeren Identität, in der wir uns selbst wiedererkennen, ist entweder diejenige einer parallelen wahrscheinlichen Identität des Träumenden oder diejenige einer weiteren Aussendung der eigenen Wesenheit (vgl. Bd.2) - beispielsweise:
Ein Beispiel für das Wahrnehmen einer weiteren eigenen Biographie könnte - bei allen Vorbehalten - die folgende Beschreibung eines Traumes sein:
Ich erkannte mich daran wieder, weil ich über das gleiche Lebensgefühl verfügte wie in meinem hiesigen Leben, nur die Kulissen, die Lebenserfahrungen und die gespeicherten Erinnerungen wechselten. Dieses andere Leben lag in der Vergangenheit, vermutlich um das Jahr 1910 herum herum. Es gab schon Eisenbahnen, Bahnhöfe, doch kaum oder noch keine Autos. Es war wohl ein schon abgeschlossenes Leben, denn an jedem Punkt, den ich betrachten durfte, jeder Schlüsselsituation, wusste ich schon, wie die Geschichte weiterging. Ich blickte je nach Interesse aus der Perspektive
Alle Stimmungen und Ziele der Beteiligten erkannte ich nur dadurch, indem ich mich fragte, welche sie wohl hätten. So wusste ich um den Gefühlszustand der beteiligten Figuren, soweit ich mich dafür interessierte.
Es war eine harte Lebensphase, ich war dort eine Frau in den Dreißigern, mit dunklen Haaren,, die ihre zwei Kinder ohne Ehemann durchzubringen versuchte. Offensichtlich gerade obdachlos geworden und ohne weitere unterstützende Bindungen suchte sie zu Beginn der Einblicke eine billige neue Bleibe anzumieten. Ich sah sie zunächst mit ihren Kindern - ein kleines Mädchen und ein männlicher Säugling - suchend zu Fuß umherziehen, dann mit einer potentiellen Vermieterin verhandelnd, sich verstellend, um einen besonders ordentlichen und vor allem reinlichen und somit angepassten Eindruck zu erwecken. Die Vermieterin war, so erkannte ich, an einer schnellen Abgabe interessiert und von ihrem Gerede gelangweilt - ich wusste dabei die Szene von außen beobachtend, dass sie ihr die Wohnung geben wollte und versuchte meinem anderen Selbst zu vermitteln: 'Du brauchst dich nicht so anzustrengen, das klappt.' Doch sie war aufgrund ihrer Verzweiflung so fixiert auf ihre Selbstdarstellung, dass sie nicht offen war für meine Hinweise. Gleichzeitig wusste ich, als ich wortlos Gedanken darauf richtete, dass sie hier nicht lange wohnen würden, wenngleich die Umstände, die zum Auszug führen, in der Information nicht enthalten waren.
Dann sah ich auf mein fragendes Interesse in einem Zeitsprung ihren dann etwa 16 bis 18-jährigen Sohn, der ohne jede besondere Begabung zu sein schien in dem Sinne, dass er mit seinem Leben nichts anzufangen wusste, weil sein Erfahrungshintergrund aus vorherigen Lebenszyklen zu schwach oder nicht vorhanden war. Er meldete sich freiwillig zum Militär. Ich sah ihn an einem Einsatzort, einem eigentlich sehr ruhigen staubigen Platz in einem Dorf, wo er gleich sterben würde. Mir wurde auf einen fragenden Gedanken hin klar, dass er aus diesen Lebenszyklus für sich selbst keinen Nutzen ziehen konnte und er noch viele Lebenserfahrungen brauchen würde, um in seiner spirituellen Entwicklung voran zu kommen. Oder etwas in der Art, denn ich beschreibe eine Welt ohne Begriffe, in der jede Information nur als Bild und/oder Gefühl gegeben wird. Ob ich ihn - wie von Monroe vielfach beschrieben - nach der Sterbeszene empfing, weiß ich nicht mehr. Seine Schwester dagegen war von einem positiven Willen beseelt, der beeindruckend war und ihrem Bruder abging. Sie zeichnete sich dadurch aus, dass wenn sie etwas tat, immer genau wusste, was sie tat. Ihr Denken war klar und zielgerichtet. Sie organisierte schon als Kind, was zur Verbesserung des kargen Lebens in Armut zu tun war und war glücklicherweise zudem frei von lähmender Angst, die in einer solchen Situation denkbar gewesen wäre. Sie war moralisch gut und daher von starker positiver Ausstrahlung. Um dieses Mädchen sorgte ich mich in meiner Beobachterposition wie um eine eigene Tochter.
Welches Fazit ließe sich hieraus ziehen? Der Ablauf erschien als Traum. Und doch war sich der Träumende sicher, in Zeitsprüngen realen Situationen beizuwohnen und sich im Protagonisten selbst zu erkennen. Kommen wir mit Variationen unseres Selbst tatsächlich immer wieder in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen, um uns zu begleiten und beizustehen, wie es schon Monroe und Roberts beschrieben?
Ein weiteres exemplarisches Beispiel:
Ich ergänzte in einem Traum weitgehend passiv eine eigene, zeitlich parallele, männliche Identität in den bayrischen Alpen, welche dort eingebunden in einen größeren Bekanntenkreis mit zwei alten Freunden lebte. So blickte ich aus der Position der Identität auf dessen Leben. Alles war nett und freundlich. Doch meine parallele Identität hatte ein Problem, womit sie nicht fertig wurde. Ihre sehr oberflächlichen Freunde trieben mit ihr zu oft Schabernack, sie war ihr Depp. Ich lernte die Freunde kennen und drehte den Spieß mit den Fähigkeiten meines Bewusstseinsanteils um, indem ich sie foppte. Dann hatte sie noch einen alten entfernteren Freund, dessen Freundin sich einen finanziell bessergestellten Partner wünschte und das auch stetig sagte. Ihr habe ich mit meinem Bewusstseinsanteil über meine parallele Identität verbal vermittelt, dass sie mit ihrem Freund die beste Beziehung habe, die sie jemals würde eingehen können. Er sei zuverlässig und liebe sie. Letztere Information entnahm ich den Einschätzungen meiner parallelen Identität. Aber nur ich konnte ihre wahrscheinlichen Zukünfte überblicken und brachte es mit meinen Eigenschaften fertig, es auch offen anzusprechen.
Dieser Bodensupport, wie ich es im Band 2 in Bezug auf eine von mehreren möglichen Beschäftigungen verstorbener Menschen nannte, wird also möglicherweise schon zu Lebzeiten in Situationen geleistet, in welchen die Protagonisten unter Stress stehen. Und weil sich physisch Lebende über das Unterbewusstsein im Schlaf ebenfalls außerhalb der reellen Zeit bewegen können, würden diese Unterstützungen unabhängig vom hiesigen Zeitablauf geleistet. Die reelle Zeit der Physiker ist für nicht an physische Materie gebundene Bewusstseinsenergien kein Hindernis.
Es folgt - wiederum mit allen Vorbehalten - eine letzte, wenig spektakuläre Begegnung dieser Art, welche ich nur erwähne, weil sie zum einen in der Zukunft unserer reellen Zeit stattfand und zum anderen durch das fragende Interesse des Träumers ausgelöst wurde. Der fokussierte Protagonist brauchte keinerlei Unterstützung. Die Fragestellung war, wie die Entwicklung der derzeitigen geopolitischen Machtverhältnisse weitergehe:
Ich wohnte mir selbst in einem künftigen Leben bei. Ich war Pilot eines relativ kleinen Militärjets einer Nordamerikanischen Union und an der Ostküste Kanadas stationiert. Zu meinen Aufgaben gehörte es, in Gruppenverbänden über den Atlantischen Ozean das Wetter zu beeinflussen. Hierzu wurden irgendwelche Stoffe in bestimmte Schichten der Atmosphäre eingebracht. Dies wurde inzwischen weltweit im großen Umfang praktiziert. Aus dem Erfahrungsschatz meines künftigen Selbst erfuhr ich Details über die künftigen Verhältnisse der Machtblöcke. In der betrachteten Wahrscheinlichkeitslinie gab es zwar unter ihnen noch immer eine tiefe Konkurrenz, jedoch waren deren Einflussbereiche geklärt und allgemein anerkannt. Die Nationalstaaten waren fast überall in größeren Strukturen aufgegangen und hatten nur noch geringe Bedeutung und kaum außenpolitischen Einfluss. Die Machtblöcke praktizierten in größerem Umfang als heute eine Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen.
Wenn dieser Traum tatsächlich Einblick in eine der stärkeren Zukunftswahrscheinlichkeiten gab, ist es eine interessante Anekdote, dass das Wachbewusstsein des Träumers in seinem aktuellen Leben unter Flug- und Höhenangst leidet.
Wie an späterer Stelle (vgl. S.376) ausgeführt, können wir auch über spezielle Meditationstechniken der Bewusstseinsströme
gewahr werden. Nach Roberts sind für die Wesenheit alle Aussendungen zeitgleich unterwegs, auch wenn sie in der reellen Zeit unseres Universums in verschiedenen Epochen existieren. Wenn wir in einer Meditation oder im Schlaf einen parallelen Bewusstseinsstrom anzapfen, dann könnte also die dazugehörige Aussendung zu jeder Zeit im Verlauf dieses Universums miterleben - sowohl in der Zukunft als auch in der Vergangenheit. [Lit 175]
Diese geistigen Kontakte leisten, sofern sie nicht begrenzende Anhaftungen an Gewohnheiten, Sexualität, Religionen (vgl. Bd.6) oder negativen Emotionen zur Grundlage haben, stets einen unterstützenden Effekt. Nie schaut man im Traum nur mal so vorbei. Es geht immer um Förderung oder Beistand. Jedoch können sowohl das fokussierte weitere Selbst als auch der Fokussierende Nutznießer des Kontakts sein. Nur das neugierige und in der geistigen Welt unerfahrene Wachbewusstsein macht seine Orientierungsversuche ohne konkreten Anlass.
Jedoch kann das beistehende oder fördernde Bewusstsein stets nur sein eigenes Potential mit allen seinen Begrenzungen zur Verfügung stellen - es wird kein Meer geteilt und kein Berg bewegt. Die Ereignisse im Leben der parallelen äußeren Identität können durch eine externe Unterstützung nur insoweit beeinflusst werden, als für deren Wachbewusstsein eine Veränderung unter optimaler Handhabung der Situation möglich ist. Dagegen hat die übergeordnete Wesenheit weitergehende Möglichkeiten (vgl. Bd.2) der Einflussnahme.
Im Schlaf kommuniziert die Identität des Weiteren mit allen Teil-Bewusstseinen als Elemente seiner Psyche. Die daraus resultierenden Erkenntnisse werden oft als intuitive Eingebungen und Inspirationen erfahren. Hierauf gehe ich auch im Kapitel 'Träumerische Eingebung' ab Seite 157 ein. In besonderer Weise geben Wissens-Multiplikatoren kollektives Wissen weiter. Roberts nennt sie 'Sprecher' - dies sind physisch existente geistige Führer aller Epochen wie beispielsweise Buddha und Emerson. Sie schreibt hierzu:
"Für die Sprecher [A.d.V.: physisch existente geistige Führer aller Epochen wie bspw. Buddha und Emerson] hat es immer eine starke Wechselwirkung zwischen ihrer inneren und äußeren Existenz gegeben, und das ist heute noch so. Gültige Information, die man im Traumzustand empfangen hatte, wurde am folgenden Morgen dem Gedächtnis eingeprägt. Ein Sprecher hörte im Traum den Lehren eines anderen zu [...] Der Hauptteil ihrer Arbeit wird vom nichtphysischen Zustand aus besorgt, wobei die Erdenleben so etwas wie einen sehr wichtigen Außendienst darstellen." [Lit 175]
Nicht zuletzt gibt es noch diejenigen Träume spiritueller Ausdehnung, in denen die verschiedenen Gattungen miteinander kommunizieren. Laut Roberts fließen darin die Energien der Umwelt und ihrer Bewohner ineinander. [Lit 175]
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