Wie oben ausgeführt, sind Problemlösungen und das Einsehen wahrscheinlicher Entwicklungen Bestandteil der Tiefschlafphasen. Ohne dies wäre der Mensch lebensunfähig. Doch auch das sonstige Traumgeschehen ist hiermit befasst. So erhält das Wachbewusstsein nicht nur in Fragen, die es reflektiert, träumerische Unterstützung, sondern in allen Belangen des täglichen Handelns. Träume geben Zuversicht und verändern Körperzustände, in Träumen trifft man Entscheidungen zu seinem weiteren Lebensweg [Lit 190]. Träume enthalten ungefragt Informationen zum optimalen Vorgehen und zur physischen Umwelt - sowohl individuell als auch in Gruppenträumen. Robertss (Seth) schreibt:
"Auch wenn ihr träumt, werdet ihr euch bis zu einem gewissen Grade auf Informationen spezialisieren, denen euer Interesse gilt. Ihr werdet eure Denkinhalte und die euch verfügbaren Informationen euren Zwecken und Absichten gemäß organisieren. Daher werden die Träume eines Individuums, obschon diese seine eigenen sind, zugleich eine wichtige Rolle in den Träumen der Familie spielen. So mag sich beispielsweise ein Angehöriger aufgrund seiner besonderen Interessen in seinen Träumen vor allem Warnungen, drohende Schwierigkeiten oder Katastrophen aufspüren und daher der 'Wachposten' der Familie sein. Dieser Mensch wird auch im Wachzustand eine ähnliche Rolle im Familienverband spielen." [Lit 187]
So spielt ein jeder eine seinen Interessen entsprechende Rolle sowohl im Verbund Nahestehender wie auch größerer Gruppen. Diese kann auch die eines Lehrers, Forschers oder Heilers sein. Darüber hinaus wird jede technische Errungenschaft wie auch jedes Handeln in Träumen vorweggenommen:
"Im Traumzustand sucht der Mensch [A.d.V.: kollektiv] nach Lösungen für die Probleme seiner Zeit." [Lit 187]
Nach Meek gehören hierzu auch präkognitive Träume. Doch sind diese genauer betrachtet nicht wirklich präkognitiv und nicht wirklich vom sonstigen Traumgeschehen getrennt. Denn das, was wir Träume nennen, ist nur unser primäres geistiges Erleben und Handeln. Denn in den Tag und Nacht unablässig durchlaufenden Traumaktivitäten planen wir auch bevorstehende Ereignisse - wir betrachten die Vorstellungs-Entwürfe, akzeptieren oder verwerfen sie oder wandeln sie ab. Indem wir dies erinnern, sind wir uns des Prozesses gewahr, in dem dies geschieht.
Unser Leben ist die Summe der Entscheidungen, die wir trafen. Wir sind im gewissen Sinne unsere individuelle Ereignisreihe, weil wir uns mit den gewählten Ereignissen bei der Auswahl identifizieren. Diese Auswahl jedoch geschieht in jedem Moment unseres Seins - und nicht nur an den großen Kreuzwegen unseres Lebens. Denn so ähnlich, wie wir uns durch den Raum bewegen, bewegen wir uns nach Roberts durch die Wahrscheinlichkeiten [Lit 191].
Diese Auswahlträume enthalten das Vorerleben geistiger Entwürfe von in irgend einer physischen Realität real bevorstehenden, aber für uns zur Auswahl stehenden Erlebnissen. Hierüber erhält das Wachbewusstsein eine Entscheidungshilfe, wenn ihm bei Interesse an Scheidewegen alternative Verläufe gezeigt werden. Zugleich hilft das Vorerleben, kommende schwierige wie leichte Situationen bestmöglich zu meistern.
Hieran sieht man sehr schön, dass sich die hier getrennt dargestellten 'Traumarten' eigentlich gar nicht trennen lassen. Sie sind in einem durchgängigen Geschehen eng verwoben. Weil sich dieser Band im Gegensatz zum Band zero am heutigen, teils unzutreffenden Sprachgebrauch orientiert, um den Leser an seinem Kenntnisstand zu empfangen, sprechen wir hier weiterhin von 'Präkognitionen' oder 'Vorauswissen'. Der Band zero dagegen bemüht sich um eine objektive Darstellung.
Unterweisungen und erinnerliche Auswahlträume (Fn. S.36) erfahren wir nach C.G. Jung immer dann, wenn in unserem Leben ungewöhnliche Entscheidungen anstehen [Lit 136]. Für Roberts dagegen sind Präkognitionen und geistige Vorwegnahmen notwendig für jeden auch noch so kleinen Handlungsschritt - nur entgehe dies unserer Aufmerksamkeit.
Wir initiieren erinnerliche präkognitive Träume, wenn wir uns mehr oder weniger bewusst fragen, wie es in irgendeiner Sache weitergehen wird oder ob eine bevorstehende Entscheidung gut für uns und die uns Nahestehenden ist oder nicht. Aber diese Art Träume erscheinen auch unaufgefordert. Die Wesenheit weist uns über ihre Zugriffsmöglichkeit auf alle Ereignispunkte in den Raumzeiten aller Wahrscheinlichkeitslinien (vgl. Bd.1)
hin. Darüber hinaus werden Träume nach Roberts durch die Verfassung des Wachbewusstseins beeinflusst. Wähnt es sich in Angst und Not, würden verstärkt Einblicke in alternative Wahrscheinlichkeiten oder bedrohliche Angstträume auftreten. Letzteren könne jedoch mittels einer Überprüfung der bewussten Überzeugungen, welche sich auf Unglück und Verlust konzentrieren, abgeholfen werden. [Lit 184] Ändert sich die innere Haltung, ändert sich das Leben, denn Gleiches zieht Gleiches stets an. Auch Schopenhauer spricht von vorhersehenden richtunggebenden Träumen. Meek sagt dazu:
"Oft erleben wir uns [A.d.V.: im Wachzustand] in einem Gespräch und die Art und Weise, wie wir uns darin ausdrücken, erweckt den Anschein, als wiederholten wir etwas wie eine ablaufende Schallplatte. Wir kennen den folgenden Satz schon, bevor er ausgesprochen ist." [Lit 123]
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