Intuition = Eingebung, übersinnliche Schau, unmittelbar gewisse Erkenntnis von Wesenszusammenhängen, als solche oft gleichbedeutend mit Evidenz. Während jedoch bei der Evidenz die Wahrheit eines Sachverhaltes als allgemeingültig anerkannt wird, kommt es bei der Intuition mehr auf den erlebten Inhalt an. Die Intuition kann mit den Mitteln der Reflexion kontrolliert werden; sie kann sich aber auch jeder Kontrolle und Analyse entziehen und Gewissheit eines Übervernünftigen, Irrationalen sein. Die Intuition in diesem Sinne dient oft zur Begründung metaphysischer Aussagen.
Bertelsmann Lexikon 1971
Intuition = das unmittelbare Gewahrwerden eines Sachverhaltes in seinem Wesen, ohne dass bewusste Reflexion darauf hingeführt hat. Intuitionen sind oft von einem Gefühl großer, ja überwältigender Evidenz begleitet, im Unterschied zum bloßen Einfall. Sie können Sachverhalte betreffen
Intuition f. Gespür, Erkennen eines Sachverhalts ohne bewusste Reflexion (<18. Jh.). Entlehnt aus ml. intuitio (-onis) 'unmittelbare Anschauung', älter 'Erscheinen des Bildes auf der Oberfläche eines Spiegels', zu l. intueri 'genau hinsehen, anschauen', einem Intensivum zu l. tueri 'schauen' und l. in-, Adjektiv:intuitiv
Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold, Walter de Gruyter, 1995
Intuition = literarischer und psychologischer Ausdruck, für den es keine exakte wissenschaftliche Definition gibt. Er bezieht sich auf eine spezielle Art der Wahrnehmung und Bewertung der objektiven Wirklichkeit. Intuition beruht [...] auf unbewussten Gedächtnisspuren der Vergangenheit und vergessenen Erfahrungen und Urteilen. Durch sie wird ein Sammellager unbewussten Wissens, das in der Vergangenheit angehäuft wurde, in der Gegenwart genutzt.
Nach einem neueren amerikanischen Lexikon der Psychiatrie
Intuition = [A.d.V.: lat. Anschauung] plötzliche Eingebung, überraschendes Entdecken von neuen Gedankeninhalten und Gedankenverbindungen, ahnendes Erkennen, unmittelbare Anschauung. In der Philosophie bezeichnet Intuition ein nicht abstraktes, ein nicht denkmäßiges Innewerden von Ideen und Sinngehalten. Sie zeichnet sich durch größere Tiefe, Unmittelbarkeit und Stärke des Erfassens als das diskursive Denken aus, zu dem sie vielfach als intuitives Denken in Gegensatz gestellt wird. Das intuitive Denken erfasst im Gegensatz zum diskursiven, d.h. schrittweise von einem zum anderen vorgehenden Denken seinen Gegenstand gewissermaßen mit einem Blick. Die Intuition eilt der Zergliederung der verwickelten Einzelteile ebenso wie den Verknüpfungen des diskursiven Denkens voraus; doch müssten ihre Ergebnisse, falls sie wissenschaftlich anerkannt werden sollen, durch die letztgenannte Denkweise geprüft und bewiesen werden; denn Erkennen im wissenschaftlichen Sinne ist nicht bloß Schauen, sondern Urteilen. Bedeutsam ist diese Art des Findens vor allem für den Künstler; sie spielt aber auch im Leben jedes normalen Menschen eine Rolle. Selbst die meisten wissenschaftlichen Entdeckungen sind zunächst intuitiv gewonnen.
Der große Brockhaus, Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Band 9, 1931
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