Über das glatte Durchlaufen der Orientierungsphase brauchen wir kein weiteres Wort zu verlieren, er verläuft relativ schnell und sanft1. Wir beschäftigen uns jetzt mit all dem, was dieser zu einer der beiden obersten und angenehmsten Energieebenen 26 und 27 führenden Bewegung im Weg stehen kann. Und da gibt es so einiges:
In all diesen Fällen ist der im Übergang Befindliche zwar physisch tot, das Realisieren des neuen Zustands und die Gewöhnung daran hat aber noch nicht stattgefunden. Dies und eine Aufarbeitung ist jedoch nach Ingrisch der eigentliche Sterbeprozess, welcher erst abgeschlossen ist, wenn sich der Betroffene entweder in einen neuen Lebenszyklus geflüchtet hat oder er seine Erkenntnisse soweit erweitern konnte, dass er einen besseren mentalen Zustand erreicht und mit den jenseitigen Verhältnissen klarkommt. Dann verschwindet in einem Aufstieg auf der Skala der 5. Energiedimension auch mehr und mehr die auf den unteren beiden Ebenen noch wahrnehmbare Kulisse des physischen Lebenssystems.
All diese Hindernisse behindern nach Roberts (Seth) bereits zu Lebzeiten eine spirituelle Höherentwicklung (vgl. Bde. 6&8). Es wäre also zielführend, nicht erst posthum einen glatten Durchlauf anzupeilen, sondern schon im hier und jetzt nachteilige Geisteshaltungen zu vermeiden. [Lit 175]
Berichten über Rückführungen [Lit 121] ist zu entnehmen, dass Verstorbene beispielsweise wissen, ob sie nach dem physischen Tod von lebenden Nahestehenden vermisst wurden und ob es eine Beerdigung gab - oder nicht. Die Beerdigung ist daher auch dann als Verabschiedungszeremonie wichtig, wenn kein Leichnam gefunden wird. Sie bezeugt dem Verstorbenen Respekt und gibt auch ihm ein Zeichen der Beendigung, des Abschlusses seines physischen Lebens. Hiernach ist er freier, sich seiner neuen Situation zu widmen, sich also von seinen Anhaftungen an Menschen, Dinge, Orte, Gewohnheiten und Glaubensgrundsätze seines letzten Lebenszyklus zu lösen. Roberts schreibt dazu:
"In vielen Fällen kommt natürlich nach dem Verlassen des Körpers ein großes Erstaunen über den Toten und ein Erkennen der wirklichen Situation. Der Körper selber kann zum Gegenstand der Betrachtung werden, und viele Beerdigungen haben einen Ehrengast unter der Trauergesellschaft - und keiner blickt dem Leichnam mit soviel Neugier und Verwunderung ins Antlitz wie er." [Lit 175]
Wenn ich im Leben stehend von Alkohol, Psychopharmaka, Beruhigungsmitteln, Schlafmitteln oder Drogen partiell betäubt bin, kommt mein Unterbewusstsein nicht über die niedrige Bewusstseinsenergie-Ebene 22 hinaus. Desgleichen geschieht, wenn ich in dem mit einer solchen Betäubung verbundenen mentalen Zustand sterbe. Die verstorbene Identität braucht dann sehr lange, um sich von diesem letzten zu Lebzeiten erinnerten Zustand frei zu machen, so dass ein schneller Abschluss der Orientierungsphase nicht möglich ist. So kommen wir um die Erkenntnis nicht umhin, dass ein Tod unter Alkohol oder Drogen aller Art - wie schon der Freitod als Zeichen besonderer Anhaftung - einen überaus schwierigen Übergang zur Folge hat. Auf die Problematik des Freitods gehe ich im Band 7 gesondert ein. Andererseits ist nach unterschiedlichen Quellen das physische Ableben unter Vollnarkose völlig unproblematisch [Lit 88].
Es schadet nicht unserem Wohlbefinden zu Lebzeiten, wenn wir uns gelegentlich vergegenwärtigen, wie wir uns fühlen würden, müssten wir auf unser Leben - die physische Existenz in der äußeren irdischen Identität (vgl. S.286) des aktuellen Lebenszyklus - verzichten. Sie erscheint uns in den besten Jahren als ewig während, als einzig denkbare Existenz - doch das ist sie nicht. Wir sind Reisende in einer äußeren Identität, die uns nur geliehen ist, die wir früher oder später wieder abgeben müssen. Ein Beispiel:
Wir haben am Samstagmorgen gefrühstückt und ein schöner Tag steht uns bevor. Faulenzen, ein paar Besorgungen machen und gegen Ende des Tages grillen wir mit alten Freunden auf der Terrasse. Dieser letzte Tag in deinem Leben ist ein sonniger warmer Frühsommertag. Die Bäume und Sträucher jetzt auf deinem Weg zur Post blühen, alles Grün ist noch leuchtend hell und frisch. In den Vorgärten strahlen die Forsythiensträucher gelb, die Blütezeit der rosèfarbenen Kirschbäume ist noch nicht zu Ende, die des weißen Flieders hat noch nicht begonnen. Du gehst durch die kleinen Straßen deines Vorortes in deinem dir vertrauten Dreieck der Welt und genießt all das. Hier und da sind kleine Geschäfte, und in dem alten, schön restaurierten Haus aus dem frühen 20. Jahrhundert - mit all dem Fachwerkimitat und Verzierungen - ist die Post, dein Zwischenziel. Du gehst die wenigen Schichten am Eingang hinauf und an einem offen integrierten Zeitungsladen vorbei in das, was man früher den Schalterraum nannte. Heute sind hier nur offene Tresen, keine Panzerglasscheibe trennt den Kunden vom Postbediensteten ab. Diese - es sind zwei - sind sichtlich nicht begeistert, an einem Samstag hier sitzen zu müssen. Du stehst in der einzigen Schlange, es geht kaum weiter. Die beiden unterhalten sich. Es dauert. Dir wird schlecht. Bekommst nur schwer Luft. Du willst die oberen Knöpfe an deinem Hemd öffnen, trägst aber nur ein weites T-Shirt. Du willst etwas sagen, aber kein Wort kommt über deine Lippen. Du greifst nach dem Vordermann mit beiden Armen, aber du findest keinen Halt, hast keine Kraft mehr und brichst zusammen. Dein Körper stellt durch eine - räumlich betrachtet - lächerlich kleine Verstopfung einer Lungenarterie, durch diese unerwartete Störung nach und nach alle Funktionen ein. Nun liegst du am Boden, doch in zwei Minuten bist du tot. Dein Leben endet wie ein Film, der nach wenigen Metern zu Ende ist und die leere Spule im Projektor klappern lässt. Es wird kein Morgen in diesem Lebenszyklus geben. Wir mögen Schwierigkeiten haben, ans Gestern zu glauben, aber ans Morgen glauben wir mit absoluter Gewissheit, sagt Updike. Wirre Gedanken kommen dir in den Sinn: "Ich kann doch nicht an so einem schönen Tag einfach abtreten. Ich habe zwei Kinder, die noch nicht aus dem Schneider sind. Alles ist eingekauft für einen Grillabend mit Freunden. Und jetzt klinke ich mich hier einfach aus." Auf der Straße gehen Leute vorbei. Nachbarn machen ihre Besorgungen. Oder fechten ihre Kämpfe aus. Doch wozu Jammern? Niemand stirbt, dessen Selbst nicht hierzu bereit ist. Wir gehen im Leben an einer unendlichen Anzahl möglicher Tode achtlos vorbei, weil wir bislang keinen von diesen akzeptieren wollten. Ehe du das Geschehene überhaupt einordnen kannst, fühlst du dich wie durch einen Tunnel aus deinem Körper herausgezogen. Dies ist der Moment des Verlassens, des Ablegens des physischen Körpers. Noch nimmst du über die physischen Sinnesorgane Stimmen wahr, doch auch das wird bald aufhören. Du bist jetzt einige Meter über der Situation, scheinst dich unbeweglich unter der Decke des Schalterraumes zu befinden und beobachtest, was geschieht, die Reaktionen deiner Mitmenschen. So als wenn du gesund und munter wärest und nicht hier oben in ungewohnter Position. Du realisierst jetzt, das dies ernst ist, dass du aus deiner Bahn geworfen wirst. Dein abgeschlossenes Leben erscheint dir als alles, was dich ausmacht. Und dennoch geht es dir gut, so gut wie noch nie. Dein Blick fällt auf die hübsche junge Frau, die hinter dir in der Schlange stand. Du betrachtest ihr hilfloses Entsetzen, siehst ihren Rocksaum, der Saum von einem weiten dunkelblauen Rock. Du möchtest in der Lage sein, etwas so Ungehöriges zu tun wie ihn zu ergreifen, doch dein ehemaliger physischer Körper bleibt still, ist für dich unerreichbar entfernt.
Wenn ein sehr stark am Leben, Dingen oder Menschen Anhaftender seinen physischen Körper verliert, fühlt er im wahrgenommenen Zurücklassen seines Lebens möglicherweise Panik, will es halten, sich an irgendetwas Physischem festhalten, an seinem Besitz, an seine Lieben oder an diesem Rocksaum. Es ist eben das Nächstliegende, welches zum Symbol für das Leben wird, an einen solchen anzuklammern nun die größte Sehnsucht. Wie können wir uns auch - so stark fixiert auf das physische Sein - etwas anderes als dieses denken? Wir sehen unseren geliebten Ort, unser teures Auto, unser schönes Haus, unsere erträglichen Nachbarn uns entgleiten und sind - immer noch völlig auf uns fixiert - allein mit uns. Wir sind im nicht bewältigten Übergang allein mit unserem Selbst, mental nicht offen für die positiven Aspekte, die Chancen dieser Zustandsveränderung und für die leitenden Hilfen, die möglicherweise geboten werden. Und hieraus entstehen oft große Dilemmas.
Mit dem physischen Tod reißt der vom Körper zu Lebzeiten kontinuierlich gelieferte Datenstrom zu Wachbewusstsein und Wesenheit vollständig ab, eben wie beim Reißen eines Films. Hiermit entfällt in einem kurzen Zeitraum die Wahrnehmung - oder richtiger die Projektion - des uns vertrauten Lebensraums über die Sinne des physischen Körpers. Die nun folgende direkte Wahrnehmung durch das Bewusstsein zeichnet sich im Gegensatz zu der vertrauten sinnlichen Wahrnehmung vor allem aus durch
Man könnte von den vorgenannten Punkte auch die Vorzüge betrachten, nur werden sie von dem in der geistigen Welt unerfahrenen Wachbewusstseinsanteil anfänglich nicht gesehen. Denn auf jeder Ebene, sei sie subjektiv auch noch so ungünstig, befindet sich der Betroffene nie außerhalb seines Gesamt-Selbst. Teufel, Dämonen und angstmachende Gestalten sind durchweg Projektionen seines eigenen Bewusstseins und können durch diese Erkenntnis oder durch Kapitulation jederzeit aufgelöst werden. Roberts präzisiert:
"Wenn euer Bewusstsein nicht direkt auf die physische Realität fokussiert ist, dann hat die große Kreativität der Psyche freieres Spiel. Alle ihre Dimensionen werden getreulich und sofort in Erfahrung umgesetzt [...] Jede Erforschung der inneren Realität muss notwendigerweise eine Reise durch die Psyche beinhalten, und deren Phänomene kann man sich als atmosphärische Bedingungen vorstellen, die in einem gewissen Stadium natürlich sind, und die ihr im Verlauf eurer Weiterreise durchquert." [Lit 191]
Wenn der Betroffene nun
durchläuft er die im Folgenden beschriebene Problematik eines nicht glatten Übergangs und erkennt zudem meist nicht die erweiterten Möglichkeiten seines Unterbewusstseins, wenngleich er einigen dieser Möglichkeiten unbeabsichtigt ausgesetzt ist.
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