Eine Betroffene fiel zu Beginn ihres Nahtod-Erlebnisses zunächst in ein schwarzes Loch. Nach einer Weile nahm sie an, dass dieser Sturz in die Tiefe bis in alle Ewigkeit weitergehen würde. Dies hätte eine schreckliche Erfahrung werden können, doch sie ließ sich darauf ein, gab ihren Widerstand auf und empfand den Sturz in der Folge nicht mehr als unangenehm. Das Erlebnis wurde stetig positiver, bis schließlich ein helles Licht und eine farbige, jenseitige Landschaft auftauchte. [Lit 95]
Dieses Fallen ist keine räumliche Bewegung, sondern findet statt auf der Skala der 5. Energiedimension (vgl. Bd.2). Weil die geistigen Welten die physische umschließen wie die Schalen einer Zwiebel, ist von unserer Position aus sowohl die Bewegung nach unten wie auch nach oben ein Aufstieg auf dessen Skala. Es ist stets eine Bewegung nach innen. Als unangenehm wird sie nur dann empfunden, wenn man sich ihr widersetzt. Beispielsweise erscheinen manche Aufstiege, als würde sich das eigene Bewusstsein in allem, was ist, mehr und mehr auflösen - was jedoch nicht zutrifft. Es dauert oft lange, bis derartige
akzeptiert und noch später aktiv beeinflusst werden können.
Wenn jedoch eine Orientierungsphase nicht mit irgendeiner Bewegung beginnt, dann befindet man sich auf der Energiedimensions-Skala zunächst noch nah am Ort des physischen Ablebens. Sind zuvor verstorbene Nahestehende nicht zum Empfang erschienen oder weist der Betroffene deren Hilfe ab und nimmt auch kein Licht wahr, dann wird es interessant. Man befindet sich auf der dem physischen Raum nächsten Energieebene 22 der geistigen Energieschicht II - und nun?
Man ist jetzt in einem System, dass man nicht versteht, auf sich selbst gestellt. Die eigene mentale Verfassung hängt wesentlich ab vom Streben nach Wahrheit, Erkenntnis und Entschuldung, von Neugier und dem Lösen von Anhaftungen. Ist dieses Streben und ein Interesse für die neue Situation nicht vorhanden oder beherrschen selbstbezogene Motive das Denken, wird der Betroffene nicht offen sein für eine Wahrnehmung verzweigender Lichter und Hilfen. Diese erscheinen ihm gar nicht erst, weil er in seiner niederen Bewusstseinssicht (vgl. Bd.2) nur dasjenige wahrnimmt, wofür er gerade ein Interesse entwickelt oder bereits entwickelt hat.
Die Wahlmöglichkeiten in diesem Auswahlverfahren stellt man sich also in dem Sinne selbst, als dass ein Bewusstsein nur dasjenige wahrnimmt, wofür es Interesse aufzubringen in der Lage ist. Somit entspricht das, was man wahrnimmt, stets dem eigenen spirituellen Erkenntnisstand (vgl. Bde. 6&8). Nachteilige matte Lichter wären hierbei Ausdruck nachteiliger Aspekte der Identität, helle klare Lichter Ausdruck beispielsweise selbstloser und wohlwollender Aspekte des eigenen Geistes. Wenn man im letzten Lebenszyklus größere verengende Energieblöcke in seiner Psyche angesammelt hat, dann begünstigen diese auch eine ungeplante Wiedergeburt, sofern sich der Betroffene nicht durch eine Entscheidung von ihnen löst. So könnte er - sich all dessen unbewusst - auf den sehr unangenehmen erdnahen Energieebenen verbleiben oder sich durch eine Anhaftung an das matteste Licht in ein neues physisches Leben flüchten.
Ist also der Anteil nachteiliger Aspekte hoch und damit die maximal mögliche Schwingungsfrequenz der Identität gering, kann sich der Betroffene nur über ein in der Helligkeit passendes, relativ mattes Licht für eine der unteren, eher unangenehmen geistigen Energieebenen oder für ein ungeplantes physisches Leben entscheiden. Denn nur in vergleichsweise schwach pulsierenden Umgebungen ist seine Gedanken und Gefühle repräsentierende individuelle Schwingungsfrequenz in Übereinstimmung. An den Farben der klaren wie auch der matten Lichter ist keine sichere Orientierung möglich. So verbleibt nur die grobe Auswahl zwischen matten nachteiligen und überhellen klaren vorteilhaften Lichtern.
Nach dem Buddhismus hängt die Dauer des Auftretens vorteilhafter überheller klarer Lichter vom spirituellen Erkenntnisstand des Betroffenen und von der Zeit ab, in der er in einem Zustand der Leerheit im Sinne des Meditationsbegriffs (vgl. Bd.4) verweilen kann. Eine hierin geübte Identität soll das Auftreten eines hellen klaren (Fn. S.198) Lichts als extrem kraftvoll erleben. Sei der Grad der Erkenntnis dagegen gering, erscheine dasselbe Licht - wenn überhaupt - nur sehr kurz und zunächst weit entfernt als Lichtpunkt. Allerdings sind Lichter nicht beschriftet - folglich weiß der Betroffene nicht, was er bekommt. Denn dem Geringentwickelten erscheint selbst ein relativ mattes Licht als hell. Klarheit bringt also nur eine ausführliche Kommunikation mit demselben - doch wer dies anstrebt, hat ohnehin kaum Probleme in der Orientierungsphase.
Roberts (Seth) weist uns darauf hin, dass sich die vom Sterbenden erwarteten Geschehensabläufe im Laufe der Geschichte an veränderte Glaubensinhalte anpassten. Während in früheren Zeiten der Fluss Styx eine Rolle im Übergang spielte, sind es bei heutigen Gläubigen deren individuelle Symbole. Die große Zahl der kaum etwas Glaubenden gerät dagegen nach ihrer Auffassung im Sterbeprozess eher in eine Desorientierung:
"Andere müssen noch einmal ganz von vorne anfangen und bestimmte Verhaltensregeln erlernen, weil sie keine Vorstellung von der schöpferischen Kraft ihrer eigenen Gefühle und Gedanken besitzen. Ein solcher Mensch kann sich innerhalb eines einzigen Augenblicks beispielsweise in zehn verschiedenen Umwelten befinden, ohne die geringste Ahnung zu haben, was dieses verursacht. Er wird keinerlei Kontinuität feststellen können und wird sich ohne jeden Sinn und Verstand von einem Erlebnis ins andere gestürzt fühlen, ohne zu erkennen, dass seine eigenen Gedanken es sind, die ihn so umtreiben." [Lit 175]
Es ist bereits eine spirituelle Erkenntnis, von diesen Zusammenhängen schon mal etwas gehört zu haben. Nach der buddhistischen Lehre sind spirituelle Erkenntnisse im Übergang des physischen Todes leichter zu erzielen als innerhalb eines Lebenszyklus, da zu Lebzeiten die Verbindung zum physischen Körper und die damit verbundene Existenz in der Kulissenwelt das Wachbewusstsein täusche und unfrei mache [Lit 83]. Ich bin jedoch wie Monroe der gegensätzlichen Auffassung, dass es reine Glückssache ist, wenn für spirituell Geringentwickelte aus den Erfahrungen in der Orientierungsphase eine neue Erkenntnis entsteht. Das physische Lebenssystem ist diejenige Schule, aus welcher in wenigen bis unzähligen Lebenszyklen mit unterschiedlichsten Erfahrungen spirituelle Erkenntnis erwächst. Die Tibetischen Mönche kamen zu ihren Annahmen, weil sie in Meditationstechniken sehr erfahren waren und bereits weitgehende spirituelle Erkenntnisse besaßen. Ihre Erfahrungen sind folglich nicht übertragbar auf Menschen mit anderer Vita.
Alternativ kann der Betroffene versuchen, mit der neuen Rolle als rein geistiges Wesen ohne Schwerkraft und Bindung an einen materiellen Raum klarzukommen. Das ist nicht so einfach und erfordert unerschrockene Neugier. So kann er Anhaftungen und Emotionen zulassen, sollte jedoch abwägen und individuell entscheiden, wem oder was er wie stark mit welchen Emotionen anhaftet. Diese Form der Reflexion dürfte für nahezu jeden von uns der Königsweg sein.
Verbleibt er, wo er ist, dann könnte sein Bewusstsein Visionen produzieren - Phantasievorstellungen, in denen er lange verweilen kann. Bei einem hohen Anteil nachteiliger Bewusstseinsaspekte wären dies erschreckende, andernfalls äußerst angenehme Visionen. Auch nutzt ein dominierender Wachbewusstseinsanteil die erweiterten Möglichkeiten nicht bewusst und folgt zudem noch dem Zeitverlauf der reellen Zeit des Physischen, solange er sich hieran orientiert (vgl. Bd.2). Wenn er nicht gerade in Phantasiewelten versunken ist, würde er eher nachteiligen Anhaftungen an Menschen, Dinge, Orte, Gewohnheiten oder Glaubensgrundsätze nachhängen und damit vollauf beschäftigt sein. Auf beide Varianten gehe ich in den nachfolgenden Kapiteln ein.
So kann ein Betroffener auf unbestimmte Zeit in einer seinem Entwicklungsstand entsprechenden unteren Energieebene der II. geistigen Energieschicht festsitzen, bis er einen Weg heraus findet. Ingrisch zitiert Othmar Preining auf dessen ersten Station einer siebenstufigen Reise:
"Es ist anders, es ist ekelhaft. Warum kommt niemand? Ich bin mutterseelenallein [...] Nichts bewegt sich. Die Welt reagiert nicht auf mich, nimmt mich nicht zur Kenntnis, schließt mich aus. Es geht mir scheußlich. Absolut scheußlich [...] Ich kann Raum und Zeit nicht erleben wie vorher. Ich vermisse die Gravitation." [Lit 131]
Eine Befreiung aus dieser Situation bestünde in einer Bewegung auf eine der beiden höchsten Bewusstseinsenergie-Ebenen nach Einsetzen eines bedingungslosen Vertrauens - beispielsweise in die Obhut einer höherstehenden Intelligenz. Plotin formulierte es auf seinem Sterbebett in seinen letzten Worten so:
"Erstrebe, das Göttliche in Dir selbst dem Göttlichen in Allem zurückzugeben."
Ob der Betroffene hierbei an einen Gott, an Allah oder an eine höhere Instanz seines eigenen Bewusstseins glaubt, spielt für die Gewährung von Hilfen keine Rolle (vgl. Bd.2). Diese individuellen Annahmen sind nur für die Zuordnung zu einer Ziel-Energieebene und auf ihnen wiederum zur passenden Identitäten-Gruppe von Bedeutung.
So führt erst ein Interesse, eine Neugier zum Aufstieg heraus aus den verschiedenen Fallen des Systems. Der Kern aller Erkenntnis ist der Glaube an diese geistige Obhut unseres Selbst. Um diese Einsicht gruppieren sich alle weiteren Erkenntnisse, erweitern den spirituellen Erkenntnishorizont und führen hierüber in zunächst ungewohnte, jedoch letztlich bessere Zustände.
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