Roberts (Seth) merkt an, dass unser selbsterhaltendes Lebenssystem, welches seine Lebewesen ernährt, die Folge tiefster seelischer, geistiger und körperlicher Bedürfnisse des nach unserem Zeitbegriff vor Äonen (Fn. S.123) begründeten Menschengeschlechts sei. Spätestens hier werden einige meiner Leser aus dem Text aussteigen, weil es den Menschen in eine unverdiente Position als Krone der Schöpfung zu heben scheint. Doch wäre dies ein Missverständnis. Der Mensch ist nach der hier vertretenen Auffassung weit davon entfernt, vorzügliche Eigenschaften zu leben - es würde ihm in diesem Lebenssystem auch nicht gelingen. Sein Wachbewusstsein ist zu verengt, sein Kontakt zu höheren Teilbewusstseinen durch den filternden Verstand beschränkt.
Doch ist die Natur auch eine kollektive Schöpfung von All-das-was-ist und von ihm ausgegangenen Wesenheiten, aus dem alles Seiende entsprungen ist und in das es dereinst zurückfließt. All-das-was-ist erschafft in einer Mischung aus Sehnsucht, Wunsch und Erwartung physische und nicht-physische Realitätssysteme unterschiedlichster Charakteristik (vgl. Bd.2). [Lit 185]
Damit sind wir Teil von All-das-was-ist, in ihm positioniert und in einem höheren spirituellem Zustand selbst All-das-was-ist. Doch bieten auch gänzlich vom unserem verschiedene Realitätssysteme ihren Bewohnern immer nur einen Ausschnitt der Wahrnehmungsmöglichkeiten. Roberts spricht von Welten, in denen Zeit als Gewicht empfunden würde und solche ohne die Vorstellung von Licht, in der dagegen "fast unendliche Abstufungen von Wärmequalitäten empfindungsmäßig absorbiert werden".
Im gewissen Umfang kann man sich mental gegen alle inneren Eindrücke sperren, sein Bewusstsein verengen. Das geschieht in der absoluten Fixierung des Wachbewusstseins auf Sinneseindrücke der physischen Realität. Wir starren gleichsam in das Fenster unserer Wahrnehmung und alles andere ignorieren und blockieren wir. Doch führt dies in eine Sackgasse, man erstarrt. Und diese Erstarrung wird oft über das irdische Ableben hinausgetragen. Bloß weil man verstorben ist, ändert man nicht seine Einstellungen.
Roberts, auf deren Material ich erst nach Veröffentlichung früherer Ausgaben von Ingrisch hingewiesen wurde, weist darauf hin, dass man in der großen Reflexionspause zwischen zwei Lebenszyklen befindlich durchaus Einblick in alternative Verläufe nehmen könnte [Lit 188]. Diese Aussage beinhaltet nebenbei bemerkt, dass unsere aussendende Wesenheit der Energie-Schicht III auch über diesen weiten Blickwinkel verfügt.
Zudem ist das Einsehen alternativer Verläufe schon für das Wachbewusstsein eine tägliche Übung. Und zwar in der kleinen Reflexionspause des Tiefschlafs. Roberts schreibt hierzu:
"Hier ist jedoch sehr viel mehr im Spiel, denn es existieren 'gesonderte' Bewusstseinsstränge [...], die im Traumzustand ganz natürlich verfolgt werden, und mit etwas Übung und Sorgfalt könnt ihr ihnen [A.d.V.: dem Wachbewusstsein erinnerlich] folgen. Sie haben mit wahrscheinlichen Ereignis-'Reihen' zu tun. Wenn zum Beispiel ein bestimmtes Traumereignis zur physischen Materialisierung gewählt wird, dann werden zu gegebener Zeit andere Ereignisse in eurer Realität auftauchen, und das in Form von Serien." [Lit 190]
Hieraus resultiert der oft merkwürdig anmutende Effekt, dass uns ähnliche Ereignisse mehrfach widerfahren. Man hat beispielsweise mehrmals in einem überschaubaren Zeitfenster beinahe einen Unfall oder wird benachteiligt, hat eine Glückssträhne u.s.w.. So ist - wie Roberts sagt - unser Lebensraum "ein kollektiver Traum, der seine Gültigkeit hat - ein Traum, der die Realität in einem bestimmten Licht darstellt; ein Traum, der vor allem bedeutsam ist, schöpferisch, und sich nicht auf Chaos gründet, sondern auf spontane Ordnung". [Lit 190]
Nahe Wahrscheinlichkeiten wirken kontinuierlich und immerfort aufeinander ein, wodurch im Alltagsleben "endlos in unterschiedlichen Variationen" wechselseitige Überblendungen von Auswirkungen entstehen. Wir fühlen beispielsweise gelegentlich, dass ein völlig Fremder oder entfernt Bekannter eine hohe positive oder negative Bedeutung für uns hat, weil diese auf einer anderen Wahrscheinlichkeitslinie besteht. Das beeinflusst auch unsere Entscheidungen auf dieser Wahrscheinlichkeitslinie, welche in einer Abfolge von uns akzeptierter Episoden - unserer physischen Realität - münden. Die reelle Zeit der Physiker scheint dann Ereignisse und Episoden zu vereinen. [Lit 190]
Doch warum bevorzugen wir dann noch sichere Fortbewegungsmittel und nehmen an Vorsorgeimpfungen teil? Wenn wir an Ansteckungen und an ein Unfallrisiko glauben, reduzieren wir damit die Umstände, die Wahrscheinlichkeiten mit dieser Erfahrungen herbeiführen könnten.
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