Wie die physische Welt der Erscheinungen sind auch geistige Vorstellungswelten die Übersetzung höherer, primärer geistiger Verhältnisse der Psyche in eine Symbol- respektive Bildersprache (vgl. Bd.2).
Geistige Vorstellungswelten sind eine unabhängige Interpretation kollektiver oder individueller Energieströme, welche in der höheren Bewusstseinssicht (vgl. Bd.2) wahrgenommen werden. Nur diese nimmt die unverfälschte Realität wahr. Die bildlichen Wahrnehmungen der niederen Bewusstseinssicht sind dagegen stets subjektive Interpretationen dessen, was wirklich ist.
Den Wahrnehmungen des fragmentarisch zusammengesetzten physischen Realitätssystems über die niedere Bewusstseinssicht besitzen dennoch nach Roberts (Seth) ihre Gültigkeit, weil ihnen allen die unverfälschte primäre Realität der physische Welten bildenden Energien zugrunde liegt.
Geistige Vorstellungswelten entsprechen also den unterschiedlichen mentalen Zuständen ihrer Schöpfer, so wie es mit Einschränkungen schon in der physischen Realität der Fall ist. Der Wachbewusstseinsanteil eines Selbst übersetzt darin beispielsweise Ängste in Symbole wilder Phantasiegestalten oder Dämonen, die ihn verfolgen. Eine empfundene Geborgenheit wird jedoch ebenso in eine Symbolsprache (vgl. Bde.2&4) übersetzt.
Die kollektive Vorstellung des Flusses Styx, welcher im Übergang des physischen Ablebens als reale Erfahrung erlebt werden kann, diente beispielsweise nach Roberts Auffassung der Schaffung eines verständlichen Bezugspunktes in der geistigen Welt. Die notwendig einem Sterbenden bevorstehenden Geschehensabläufe sind sehr individuell. Roberts schreibt:
Die genannten, aus Ängsten und religiösen Prägungen selbstgeschaffenen aggressiven Monster der Halluzinationen und ähnliche Erscheinungen sind nur teilbewusst durch Energien, welche diejenigen, die an diese Wesen glauben, ihnen geben. So gibt es auch einen teilbewussten Teufel, erschaffen durch die kollektive Angst in einer Vorstellung derer, die an ihn glauben. Jedoch besitzen all diese projizierten Wesen keine Realität außerhalb der Projektion und auch keine Macht über Identitäten, die nicht an sie glauben. Und auch bei denen, die an sie glauben und sie erschaffen, liegt die Macht in der eigenen Hand. Glaubt der Betroffene nicht mehr daran oder kapituliert in passiver Friedensliebe, lösen sie sich auf.
Aber auch die Stimmung geistiger und mit Einschränkung physischer Welten folgt der mentalen Verfassung. Nach dem Ableben und in phantasiebasierten Träumen (vgl. Bd.4) neigen mit sich selbst verstrickte Identitäten dazu, in eigenen angenehmen oder unangenehmen Projektionen zu versinken und damit die eigentliche geistige Realität nicht wahrzunehmen. (vgl. Bd.3)
Ständig, und nicht nur in der tiefen Versunkenheit eines Flow-Zustands, versinken wir auch im Wachzustand immer wieder für kurze Zeit in geistigen Welten. Einher geht damit eine intensive Fokussierung des Unterbewusstseins und infolge ein teilbewusstes Händeln der physischen Welt. Wir durchlaufen die gleichen Stadien wie beim Einschlafen (vgl. Bd. 4). Nur lenken uns die im Wachzustand weiterfließenden Sinneswahrnehmungen von der Wahrnehmung anderer, ständig zugänglicher geistiger und physischer Realitätssysteme ab.
Dies führt zu einer kurzen Desorientierung der im Unterbewusstsein tief versunkenen Wachbewusstseins-Energie, wenn diese nach längerer Abwesenheit wieder die physische Welt fokussiert. Ähnlich wie beim abrupten Erwachen aus einer Tiefschlafphase müssen wir uns als Fußgänger oder Autofahrer erst einmal neu orientieren - wo sind wir gerade und wohin wollten wir noch und warum? Vielen ist die Erfahrung vertraut, dass man in der Routine langer Autobahnfahrten völlig versunken längere Zeit über alles Mögliche intensiv nachdenkt und hiernach mit der Aufmerksamkeit zur Fahrt zurückkehrend erst einmal schaut, wie weit man gekommen ist (vgl. Bd. 4).
Es ist dem Wachbewusstsein kaum möglich, mehrere Minuten am Stück ausschließlich die physische Realität zu fokussieren, ohne gedanklich mehr oder weniger tief in geistige Welten abzuschweifen. Ein Fahranfänger ist jedoch gezwungen, die für ihn komplizierte Bedienung des unbekannten Fahrzeugs und die Berücksichtigung des ungewohnten Verkehrs und womöglich noch die Kommunikation mit aufgeregten Mitfahrern in ständiger Aufmerksamkeit des Wachbewusstseins auf das physische Realitätssystem zu bewältigen. Er fühlt, wie überlastet es mit dem alleinigen, anhaltenden und gleichzeitigen Bewältigen verschiedener Herausforderungen der physischen Realität ist, wenn nicht das Unterbewusstsein unterstützend mitwirkt. (vgl. Bd.4)
Derartige Erfahrungen zeigen uns, dass es doch noch mehr gibt als Steine und Wasser, Himmel und Erde. Und wie schwer es Alzheimer-Patienten haben, bei denen die Verbindung zu höheren Teilbewusstseinen durch Schädigung des physischen Gehirns als Sende- und Empfangsapparat unterbrochen ist (vgl. Bd. 5).
In der geistigen Welt sind also wahrgenommene Umgebungen das Produkt eigener oder/und kollektiver Vorstellungen. Diese wiederum resultieren aus den Bewusstseinsinhalten, Annahmen, Erwartungen, Emotionen und Wünschen der beteiligten Bewusstseine. Die Animation geistiger Welten geschieht durch eine kontinuierliche Manipulation durch die an der Schöpfung beteiligten Bewusstseine. Ist dieses oder sind diese abwesend, kommt sie zum Stillstand - Sonne, Wellen und Gräser bewegen sich beispielsweise nicht mehr. Die Umgebung wirkt dann auf einen Besucher wie ein dreidimensionales Bild, in dem der Zeitverlauf stillsteht. Denn Zeitablauf ist immer eine Randerscheinung im schöpfenden Bewusstsein. Ist dieses abwesend, steht auch die Zeit in den eigenen Projektionen still. (vgl. Bd. 2)
Alle geistigen Vorstellungswelten wie auch Traumwelten sind nach Roberts energetisch weniger verdichtete physische Welten, gleichsam ihre Vorstufen, aber ebenfalls auf Atomen und Molekülen aufbauend. Aus jedem Gegenwartspunkt einer Traumwelt rolle sich Zeit wellenförmig in alle Richtungen aus - wie auch im Physischen. In diesem Sinne würde die Vergangenheit in jedem Gegenwartsmoment immer wieder neu und durch veränderte Umstände immer etwas variiert erschaffen. [Lit 191]
Im Traum befindlich kann man nach Roberts sein Augenmerk auf die Vergangenheit oder Zukunft einer Traumrealität richten und diese einsehen. Vergangenheit und Zukunft unterscheiden sich dort wie im Physischen nur in ihren Intensitäten. Die Traum-Gegenwart ist wie die physische jeweils eine Position hoher Intensität auf der energetischen Welle des Traumes. Die Vergangenheit ist von schwacher Intensität und die wahrscheinlichen Zukünfte sind von stärkerer Intensität, aber schwächer als die Gegenwart. [Lit 191]
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