Inkubationszeit = der allen geistigen Reifeprozessen eigene Entwicklungszeitraum. Er wird in Anlehnung an die Bezeichnung des Schlafs in einer heiligen Stätte des Altertums, innerhalb derer man im Traum eine göttliche Offenbarung zu erhalten hoffte, Inkubationszeit genannt >(lat. incubare = ausbrüten). Stets geht Impulsen, Eingebungen oder Offenbarungen eine Phase mehr oder minder bewusster Reflexion voraus. Dieser Entwicklungszeitraum für aus dem inneren Selbst resultierende Problemlösungen wurde auch von Ampére als Inkubationszeit bezeichnet [Lit 4].
Rilke erkannte, dass es diesen den Dingen eigenen Entwicklungszeitraum nicht nur für intuitive und träumerische Eingebungen gibt:
"Man muss den Dingen die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann."
Einer Inkubationszeit bedürfen also auch die verzögerten Umwandlungen emotionaler Erwartungen in physisch projizierte Gedankenkonstruktionen. Die Entwicklungsarbeit wird von verschiedenen Bereichen der Gesamtpersönlichkeit betrieben, so dass bspw. eine äußere Persönlichkeit über ihre Emotionen, Reflexionen und ihr Streben nur den Anschub für eine Entwicklung liefert.
[Siehe auch 'Offenbarung', 'Intuition', 'Projektion' und 'Gedankenkonstruktion']