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Reihe: 'Hinter den Kulissen unserer Welt' ONLINE LESEN
Band 3: Klassische Sterbeforschung


Das hier zum Lesen freigegebene Buch ist in allen Buchhandlungen erhältlich
ISBN 9783749455133


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Kapitel 7.6.: Gibt es Vergeltungskausalität oder Erbsünde? Der letzte Einwand (Mehrere Leben?)

Vieles wird gegen die Hypothese des Durchlaufens mehrerer Lebenszyklen vorgebracht. Alle Argumente basieren auf logischen Überlegungen, welche wiederum auf verfestigten Glaubenssätzen gründen, die von dem Betreffenden für wahr gehalten und daher nicht mehr hinterfragt werden. Sie sind Grundlage seines Realitätsverständnisses.

Ob mit einer dennoch gewagten Abwägung der Frage, ob es mehrere Leben für eine Identität gibt, die spirituelle Informiertheit wächst, hängt zum einen von Qualität und Umfang der zur Verfügung stehenden Informationen und zum anderen von der Sorgfalt und Absichtslosigkeit des Abwägenden, also seiner Offenheit für jedes Resultat, ab. Jedoch wird man einen metaphysischen Sachverhalt niemals vollständig klären können - es gehört zu der Natur der wissenschaftlich stets unbeweisbaren Hypothesen der Metaphysik, dass ein gewisser Grad der Unbestimmtheit bestehen bleibt. So findet man eher in sich selbst Antworten auf derartige Fragen.

Mit dem härtesten mir bekannten Widerspruch möchte ich mich im Folgenden auseinandersetzen. Um diesen von einem unbekannten Kritiker primär gegen die Annahme der Existenz von Wiedergeburten vorgebrachten Einwand nicht zu verfälschen, ist er im Originaltext belassen:

"Bin ich beispielsweise Jude, dann sagt mir der Karmaglaube des Anthroposophen doch in schier unerträglicher Selbstgefälligkeit, durch das Holocaust seien halt die der 'Vergeltungskausalität ihrer Taten im vorherigen Leben' verfallenen Menschen (oder gar Tiere: da soll's ja beginnen!) bestraft worden; rechnen wir noch alle früheren Pogrome hinzu, so ist logischerweise zu folgern, dass die bösen Seelen in der 4. Dimension oder 'gleichsam in riesigen Lager- oder Zeughäusern' säuberlich gestapelt und dann effizienterweise in globo hier geboren werden, wo sie durch die Schinder der 'Machenden Kräfte' - zuletzt durch die Faschisten resp. Fascesträger also - sogleich zu misshandeln und gebührlich umzubringen sind - angefangen beim Säugling, der kaum einen Tag lang das 'Licht' der Erde erblicken darf, bis hin zur Greisin, der vorher keine Chance zur Besserung gewährt wurde."

Die emotionale Darlegung des Standpunktes macht eine Auseinandersetzung nicht einfacher. Doch ist sie sehr verbreitet, wobei ihre Ursache nicht nur in der aufgebrachten Stimmung zu suchen ist, in die ein Mensch, dessen verfestigte Glaubenssätze zu Wanken drohen, kommen kann. Denn es fehlt der Metaphysik derzeit auch an einer klaren, einheitlich verwendeten Begrifflichkeit. Auch kann es indoktrinierende und diskriminierende Veröffentlichungen von Annahmen zur Reinkarnation geben, die den Kritiker zu diesen Einwand bewogen. Ich habe mich dagegen so zu äußern, als hätte er auf Hypothesen dieser Abhandlung reagiert. Denn nur für diese kann ich antworten.

Die "Schinder der 'Machenden Kräfte'", wie der Kritiker die Mörder und Peiniger des nationalsozialistischen Regimes nennt, erhalten keinerlei Rechtfertigung durch die hier vertretenen Hypothesen. Im Gegenteil ist jede vorsätzliche Gewalttat gegen Menschen, Tiere, Insekten und die Natur - also gegen irgend etwas Seiendes - Ausdruck mangelnder Informiertheit. Kein Leben ist mehr Wert als ein anderes. Ein jeder trägt für sein Handeln jedoch nur insoweit die Verantwortung, als er die Konsequenzen seines Tuns überblicken kann. Die nationalsozialistischen Gewalttäter haben - wie jeder Gewalttäter in seiner verengten Sichtweise - irrig, aber im besten Glauben gehandelt, einem 'sinnvollen' und guten Ziel zu dienen1. Zu erkennen, dass mit Gewalt nichts Positives erreicht werden kann und alles Seiende gleichwertig ist, war ihnen in ihrer geistigen Verengung nicht möglich. Sie werden in weiteren Lebenszyklen selbstgewählte Konstellationen durchleben, die ihren Blick für die andere Seite öffnen.

Auch diejenigen, welche sich heutzutage als 'Gutmenschen' sehen, erzeugen Pein und Qual, ohne diese je reflektieren. Haben wir beispielsweise erkannt, dass dem Verspeisen von Tieren derzeit unsägliches Leid derselben in Haltung, Transport- und im Tötungsprozess vorausgeht, und die Natur durch den exzessiven Pestizideinsatz zur Viehfuttererzeugung sowie Gülleeinträge in die Böden zur kostenlosen Entsorgung derer Exkremente massiv geschädigt wird, sind wir mit dem Verzehr von Fleisch fortan hierfür mitverantwortlich. Es gibt ebenso kein 'Unkraut' bei Pflanzen, so wie es keine Schädlinge bei Menschen, Tieren oder Insekten gibt. Haben wir erkannt, dass die Natur ein erweiterter Teil unseres Selbst ist, sind wir für die Handlungsfolgen wie Umweltverschmutzung, Rodung der Urwälder und sonstigen Raubbau mitverantwortlich.

Dennoch ist das gerade in Frankreich beginnende, militante Vorgehen von Veganern gegen Schlachtereien ebenso Ausdruck geistiger Verengung durch mangelnde spirituelle Informiertheit und damit dem Streben nach liebevoller Förderung der Werterfüllung (sh. Ahg. 1) alles Seienden nicht dienlich. Man kann Informationen nicht in spirituell Irrende einprügeln. Wer glaubt, dass dies funktioniert, überhöht sich mit seinen stets auch vorhandenen Irrtümern selbst, drückt eigene Defizite wie das Empfinden von Hilflosigkeit aus und hat zudem die allumfassende Kooperation alles Seienden noch nicht verinnerlicht, welche beinhaltet, nichts zu tun, was anderen schadet. Auch gibt es eine Art Übereinkunft zwischen dem Kollektiv der Menschen und anderen Gattungen, dass Letztere sich für die Ernährung bereitstellen, wenn sie im Gegenzug durch artgerechte Haltung mit reichlich Lebensraum, artgerechter gesunder Ernährung, Unterstützung bei Problemen und schonenden Transport sowie sanftest möglichen Tötungsmethoden aus dem Leben genommen werden (vgl. Bd.zero). Hierzu gehört auch, Tierkinder nicht von ihren Eltern zu trennen und männliche Küken nicht umzubringen.

Doch zurück zum Einwand. Es gibt des Weiteren keine "Vergeltungskausalität der Taten im vorherigen Leben" - eine solche, vom Kritiker aus Meyers Enzyklopädisches Lexikon zitierte und den Juden unterstellte Annahme, ist falsch. Die Aussage dieser Abhandlung, dass das dem Charakter (vgl. Bd.6) entsprechende Karma (vgl. S.173) als Summe der guten und schlechten Taten die Qualität der Existenz im nächsten Leben beeinflusst, bezieht sich zum einen auf die mit höherer spiritueller Informiertheit (vgl. Bde. 6&8) abnehmende Erfordernis, schwerwiegende Erfahrungen zu machen. Zum anderen auf die zunehmende Freiheit, den Ort und die Umstände eines nächsten Lebenszyklus gezielt mit auszuwählen und weitere diffuse Vereinbarungen zu treffen im Sinne von: 'Die mir in dem Leben unausweichlich bevorstehenden schwierigen Aspekte möchte ich in der ersten Lebenshälfte haben'. Ein aus selbstsüchtigen Motiven resultierendes Streben nach einem konflikt- und leidfreien Lebenszyklus stünde einer hohen spirituellen Informiertheit, welche erst die Freiheit der Auswahl ermöglicht, diametral entgegen (vgl. Bde. 5, 6&8).

Doch auch mit geringem spirituellen Erkenntnisstand werden durchaus konfliktarme Lebenszyklen in Reichtum oder/und Macht erlebt. Sie sind erforderlich um zu schauen, wie der Betreffende damit umgeht. Auch kann ein geplanter Lebenszyklus bewusst in Reichtum angelegt sein, um Erfahrungen zu vervollständigen. Am Ende geht es immer um die das Leben reflektierende Frage: 'Wo sind Deine Ideen Deiner Meinung nach gültig gewesen und wo nicht?'

Roberts (Seth) führt überzeugend aus, dass es eine falsche Annahme sei, dass Erfahrungen aus früheren Lebenszyklen, Kindheitserlebnisse oder gar 'Erbsünde' die Bedingungen des aktuellen Lebenszyklus bestimmten. Diese Einflüsse würden überbetont, es gäbe keine starren Muster. Jeder sei zu jeder Zeit frei in der Auswahl der Ereignisse. Er akzeptiert oder verwirft diese entsprechend seiner momentanen mentalen Verfassung, seinem Streben und seiner Glaubenssätze, welche zusammen das Resultat aller Erfahrungen seien. So auch von Erfahrungen aus früheren und zukünftigen Leben, da die linear voranschreitende Zeit nur eine Wahrnehmungsform des Wachbewusstseins ist (vgl. Bd.2) [Lit 175]. Sie schreibt

"Selbst wenn eine Gewalttätigkeit unterlaufen ist, verlangt natürliche Schuld keine Buße [...] im eigentlichen Sinne des Wortes gibt es kein Karma, das zur Strafe abgetragen werden muss [...]" [Lit 184]

Jeder, der die Werterfüllung von etwas Seienden - anderen Menschen, Tieren, Insekten oder der Natur - mit einem zudem starken Willen beeinträchtigt, reduziert jedoch - wie wir im Band 5 sehen werden - seine spirituelle Informiertheit und verengt sein Bewusstsein. Roberts stellt indes an anderer Stelle fest, dass sich Geben und Nehmen, Helfen und geholfen werden, letztlich über alle Lebenszyklen ausgleichen. Ein Ausgleich erfolgt übrigens auch dann, wenn man ihn nicht beim ursprünglich Gebenden oder Helfenden, sondern an einer anderen Identität vornimmt. [Lit 188]

Aber auch verständliche und harmlose Ziele wie lebenslange Unversehrtheit, Gesundheit und Muße sind nicht vorab planbar, sondern nur die Auswahl

Denn stets verfügt der biologisch weniger als das Tier programmierte Mensch über eine weitgehende Entscheidungsfreiheit. Es gibt also keinerlei Vergeltung im nachfolgenden Lebenszyklus. Es gibt nur deutliche Nachteile durch geistige Verengungen eines persönlichen Selbst,

Da außerhalb der physischen Projektionen der Wachbewusstseine keine reelle Zeit existiert, geschehen alle Erfahrungen aller Lebenszyklen im Grunde gleichzeitig und sind dennoch in ihrem Ausgang nicht festgelegt. Da alle Lebenserfahrungen miteinander verwoben sind, wirkt sich jede Handlung in einem Lebenszyklus auf alle vergangenen und künftigen Lebenszyklen aus. [Lit 184] Der Band zero geht hierauf ein.

Um zu verstehen, wie in diesen wechselseitigen Abhängigkeiten Veränderungen eintreten können, muss man sich mit wahrscheinlichen Entwicklungen befassen. Kurz gesagt wird jede mögliche Entwicklung von jedem Gegenwartspunkt ausgehend in vollgültigen physischen Wahrscheinlichkeitssystemen realisiert. Diejenigen wahrscheinlichen Ereignisse, die wir akzeptieren, nehmen wir dann wahr. Ihre Abfolge bildet unsere individuelle Wahrscheinlichkeitslinie. Doch sind alle an jedem Gegenwartspunkt möglichen wahrscheinlichen Ereignisse bereits in unserer Realität eingefaltet [Roberts].

Ist der neue Lebenszyklus begonnen, dann hat eine in früheren Leben spirituell zurückentwickelte Identität eine neue Chance zur Erkenntniserweiterung - nur eben von einem nachteiligeren geistigen Zustand ausgehend. Roberts schreibt, die Analogie zu einer Theateraufführung benutzend:

"Fortschritt hat nämlich nichts mit Zeit zu tun, sondern mit psychischer und geistiger Zielrichtung. Jedes Stück ist vollkommen anders als jedes andere. Es ist daher unrichtig zu vermuten, dass eure Handlungen in diesem Leben von einem früheren Leben verursacht werden oder dass ihr in diesem Leben die Verbrechen eines früheren Lebens abbüßen müsst. Die Leben sind gleichzeitig." [Lit 175(?)]

So beeinflussen sich alle simultanen Leben einer Aussendung ohne Verzug. Daher beinhaltet die Darstellung der Lebenszyklen als aufeinander folgend Verzerrungen dessen, was ist. In diesem Band 3, in dem es um subjektive Erfahrungen geht, bleiben wir jedoch bei der Darstellung zeitlicher Abfolgen, weil sich fast alle Menschen unserer Epoche - vielleicht bis auf wenige isolierte Urvölker - hierfür entschieden haben.

Betrachtet man die Leben also zeitlich gestreckt, dann geht ein jeder mit seinem individuellen mentalen Zustand in einen nächsten Lebenszyklus. Manche Wachbewusstseine sind hierbei stark erweitert, andere verengt. Manche sind hochschwingend, manche niederfrequent pulsierend. Manche müssen gegen die erkenntnislose Führung ihres ursprünglichen Selbst anarbeiten, andere genießen positive Unterstützung. So sind die Vorbedingungen und damit das Gebaren der Akteure in ihren Lebenszyklen äußerst unterschiedlich, so dass es schon hierdurch gute und schlechte Verläufe gibt und es einen zwingenden Einfluss des Karmas auf die Auswahl des Theaterstücks nicht bedarf.

Im Grunde geht es um die Frage, ob das negative oder positive Karma nur Ausdruck des Zustands des Bewusstseins ist und es dann im Lebenszyklus entsprechend agiert - so wie ich meine -, oder ob das Karma den Akteur zwingend in diesen entsprechende Lebenszyklen führt - was ich verneine. Noch einmal Roberts:

"Diese mannigfaltigen Existenzen sind jedoch gleichzeitig und in ihrem Ausgang nicht festgelegt. In eurem Sinne reift das Bewusstsein der Erkenntnis entgegen, welche Rolle es in einer solchen multidimensionalen Wirklichkeit zu spielen hat. Es genügt, wenn ihr eure Rolle in diesem Leben erkennt. Wenn ihr wirklich begriffen habt, dass ihr das selber formt, was ihr für eure gegenwärtige Realität haltet, dann kommt alles an seinem rechten Ort." [Lit 184]

Wie gesagt, geht es in diesem dritten Band eher darum, wie das Sterben und die Orientierungsphase subjektiv erfahren werden. Das obige Zitat mit Bezug auf die Gestaltung der Realität ist nur im Zusammenhang mit dem entsprechenden Abschnitt des Band zero verständlich.

Über einen hohen Grad an spiritueller Informiertheit zu verfügen bedeutet also nicht, die in der Kritik geschilderten Lebens- und Leidenswege stets umgehen zu wollen. Denn nur der Ausgangspunkt eines geplanten physischen Lebens steht fest, ansonsten akzeptieren oder verwerfen Menschen an jedem Gegenwartspunkt bevorstehende Ereignisse, die zunächst nur als eine von vielen Wahrscheinlichkeiten schwebend in der Luft liegen. Nach Monroe sind alle Arten von Erfahrungen zur vollständigen spirituellen Informiertheit erforderlich und müssen nach Meek meist mehrmals gemacht werden, bis die jeweiligen Lektionen verstanden sind.

So hat eine sich ihrer Weiterentwicklung bewusste Wesenheit kein Interesse an ausschließlich angenehmen Lebenszyklen ihrer Aussendungen, weil in Friede-Freude-Eierkuchen Umgebungen kaum Fortschritte möglich sind. Zwar zeigt sich auch in angenehmen Lebenszyklen stets der Charakter - der spirituell Uninformierte wird beispielsweise eher Macht missbrauchen, der Hochentwickelte wird sie zur Werterfüllung (sh. Ahg. 1) alles Seienden einsetzen -, doch fehlen in einem angenehmen Leben viele Möglichkeiten zum richtigen Handeln, zur richtigen Reaktion. Es fehlen die Prüfungen. Diese gibt es eher in unangenehmen Konfliktsituationen.

So ist für philosophisch Uninteressierte nur in angenehmen Lebenszyklen kaum eine spirituelle Ausweitung möglich. Ein krisenarmes Leben würde die Wesenheit frühestens dann beabsichtigt planen (vgl. S.293), wenn bereits ein sehr hoher Grad spiritueller Erkenntnis erreicht ist und die weitere Höherentwicklung aus dem reflektierenden Interesse heraus erzielt werden kann, wie es beispielsweise bei Empedokles, Platon, Emerson oder Schopenhauer der Fall gewesen sein mag. Aber auch zum zur Ruhe kommen werden hier und da ruhige Lebenszyklen eingeschoben.

Offenbar sind viele der in angenehmen Lebenszyklen befindlichen Menschen durch eine ungeplante Wiedergeburt eher zufällig in die angenehmen Lebensumstände hineingeraten. Man erkennt sie daran, dass ihr Reichtum und ihre Macht nicht vollumfänglich zur Förderung altruistischer2, also allen zugute kommender Ziele eingesetzt wird (vgl. Bd.8). Nur spirituell Uninformierte können unter dem Eindruck der in die Irre führenden Statussymbole der künstlichen Hierarchien dieses physischen Lebenssystems zu der Annahme gelangen, dass der Grad an Macht, Einfluss und Reichtum einer Person die Qualität ihres Charakters widerspiegelt. Schopenhauer beschreibt sehr schön, wie Habitus und einstudiertes Gebaren der künstlichen Eliten fälschlich den Anschein von Weisheit und Erhabenheit erwecken. Spätestens vor Wahlen mag man beispielsweise die imaginären Heiligenscheine der politischen Elite wieder leuchten sehen - sie rufen gleichsam aus: 'Wählt mich, ich bin ehrlich und integer und tue alles nur für Euch Bürger!'.

So kann auch der spirituell Uninformierte durchaus ein Leben ohne Not, physische Qual und Entbehrungen führen - und umgekehrt. Die Zahl der spirituell gut Informierten ist im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung ohnehin gering, und nicht immer ist es ihr oberstes Ziel, das eigene Leid zu reduzieren. Es könnten bei der Auswahl des Lebenszyklus zudem andere Gründe wie das Beistehen Nahestehender eine Rolle spielen, wozu gegebenenfalls ein in sehr ungünstiger Zeit geboren werden gehört.

Geistig-spirituell hochstehende Identitäten stehen über jeder Kategorisierung - beispielsweise derjenigen in Glaubensgruppen. Denn jeder religiöse Glaube ist nur haltbar, solange sich im Gläubigen nicht die den Geist erweiternde Erkenntnis durchsetzt, dass alles Seiende dem einen, sämtlichen Glaubensgruppen übergeordneten Kollektiv alles Seienden angehört. So ist keiner an sich besser oder schlechter als der andere, die Unterschiede bestehen immer nur

und dem sich aus beidem ergebenden individuellen Verhalten, Streben, Denken und Handeln.

Es geht in physischen Leben auch darum, mit uns begegnender, verengter Negativität (Fn. S.141) in ihrer ganzen Bandbreite bestmöglich umgehen zu lernen. Es ist eine Charakterschule. Denn die genannte Friede-Freude-Eierkuchen Umgebung bietet hierfür selbst kaum Chancen. In ihr lernen wir allein aus den Lebensumständen nichts für unsere spirituelle Höherentwicklung. Für diese bedarf es der Konfliktsituationen. Jedes uns widerfahrende Problem ist eine solche akzeptierte Herausforderung - die kleinen wie die großen. Von der übergeordneten Warte der Wesenheit aus betrachtet sind diese somit notwendig und hilfreich. In welcher Reihenfolge nun harte Lebenszyklen mit angenehmen alternieren, entscheidet jedes persönliche Selbst für sich. Es gibt auch hierfür keinen starren Ablauf, sondern eine Auswahl nach Kriterien der Erfordernis.

Der spirituell Hochentwickelte würde in dem Wissen um eine im folgenden Lebenszyklus eintretende, das eigene physische Leben beendende Katastrophe keinerlei Schrecken sehen, sondern dies als einen Aspekt berücksichtigen und emotionslos akzeptieren. Das Negative an einem erneuten Lebenszyklus besteht also nicht darin, möglicherweise an einer schlechten Position geboren zu werden, sondern darin, überhaupt der Erfordernis zu unterliegen, nochmals wiedergeboren zu werden und erneut die Schulbank zu drücken.

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