Nicht nur in der Orientierungsphase des Sterbeprozesses, sondern auch
zeigen sich die im Tibetischen Totenbuch genannten fünf Haupt-Ausdrucksformen der Bewusstseinsenergie, sozusagen als psychologisches Portrait des betroffenen Bewusstseins. Dieser Schwebezustand wird dort Bardo-Erfahrung genannt und findet im Schwingungsfrequenzbereich der ruhigen Energieebene 24 der geistigen Energieschicht II statt.
Wann und wie das Bewusstsein Projektionen hervorbringt, wurde in verschiedenen Experimenten an Gefangenen und Freiwilligen studiert, die lange Zeit isoliert in absoluter Dunkelheit gehalten wurden. Bei völliger Abwesenheit von akustischen und optischen Sinnes-Eindrücken fängt das Bewusstsein nach kurzer Zeit an, geistige Umgebungen zu erschaffen - Wissenschaftler sprechen von Halluzinationen. Dem Betroffenen erscheinen geistige Phantasiewelten mit ihren Wesen und Handlungen genau so greifbar und real, wie es unsere physische Welt der Erscheinungen ist.
Er kommuniziert darin stets ohne Feedback, denn auftretende Wesen sind als Produkte seines eigenen Bewusstseins Aspekte seines Selbst und nicht greifbar. Versucht er beispielsweise, vor feindselig auftretenden Monstern, die Ausdruck verdrängter Ängste sind, wegzurennen, vergrößert sich seine Not. Richtig wäre, ihnen liebevoll mit friedlichen Gedanken gegenüberzutreten. Nach den Maßstäben unserer physischen Welt wird man für verrückt erklärt, wenn man von der Wahrnehmung solcher Projektionen berichtet.
Das übermäßig selbstbezogene Bewusstsein begibt sich in seiner Verstricktheit ungewollt in eine Situation analog der Bardo-Klausur tibetischer Mönche (vgl. S.35). Die hierfür notwendige Isolation entsteht weder im schnellen Abschluss der Orientierungsphase, noch in einem durch starke Anhaftungen ausgelösten Herumirren auf der erdnahen Energieebene 23 der geistigen Energieschicht II, von welcher aus die physische Welt der Erscheinungen des Willens (vgl. Bd.5) noch wie im Dämmerlicht wahrnehmbar ist. Somit befindet man sich in Projektionen versunken auf der stillen Energieebene 24 - dem Ort, von dem aus die physische Welt der Erscheinungen erstmals nicht mehr wahrnehmbar ist und an dem der mit sich selbst Verstrickte eine seinem Erkenntnisstand entsprechende Nische findet. Denn weder passt er auf die unangenehme Energieebene 23, welche Ausdruck starker Anhaftungen an Menschen, Dinge, Orte, Gewohnheiten oder Glaubensgrundsätze des letzten Lebenszyklus ist, noch auf Energieebenen oberhalb von 24, weil dort Befindliche ihre Anhaftungen und das in sich selbst Versunkensein kontrollieren können.
So bieten letztlich alle Energieebenen und -schichten jeweils eine zum momentanen Zustand eines Bewusstseins passende Position. Diese kann sich durch Erkenntnisgewinn- oder Verlust blitzartig ändern, resultiert sie doch immer und überall aus der Schwingungsfrequenz des Betroffenen. Kurz gesagt entspricht jeder beliebige mentale Zustand einer individuellen Schwingungsfrequenz, welche das eigentlich Trennende zwischen den Zuständen ist. Es ist ein einfaches, nur auf Entwicklung des Bewusstseins ausgerichtetes System.
So befindet sich jede Identität - ohne externe Einflussnahme - kurz nach Beginn der Orientierungsphase auf einer ihrem Zustand entsprechende Bühne - je höher sie spirituell entwickelt ist, als desto angenehmer wird diese empfunden. Wer also schon zu Lebzeiten nicht gerne mit sich alleine ist, könnte an der Verbesserung seiner mentalen Verfassung arbeiten. Denn dies ist ein Indikator für mangelndes Wohlfühlen allein mit sich selbst auch nach dem physischen Ableben.
Die in einem physischen Lebenszyklus befindlichen Identitäten befinden sich allesamt auf der Bühne
Wenn man also in der Orientierungsphase nach dem Ablegen des physischen Körpers scheinbar im Nichts auf der Energieebene 24 der Stille festhängt und es mangels Gottvertrauen nicht weitergeht, kreiert das Bewusstsein der Leere widerstrebende, realistisch wirkende Illusionen, um sich abzulenken. Nur sofern der Betroffene festen Glaubens ist, dass mit dem Tode alles vorbei sei, dann nimmt er nur Schwärze wahr. Aber auch dieser Zustand ist nach Roberts (Seth) nur vorübergehend. [Lit 175]
So kann Bewusstsein nicht nicht projizieren. Egal, wohin es kommt, projiziert es allein oder mit anderen Identitäten physische und nicht-physische Vorstellungswelten. Es ist unablässig schöpferisch tätig. Selbst die genannte Schwärze der Umgebung wäre eine Projektion. In weniger optimalen emotionalen Zuständen des Bewusstseins sind seine Projektionen mehr oder weniger bedrückend. Der eigene Geistkörper (vgl. Bd.5) und die gedachte Umgebung erscheinen jedoch allerorten ebenso solide wie zu Lebzeiten.
So prägen alle Identitäten ihre geistige Umwelt bewusst oder unbewusst durch Vorstellungen, Gedanken und Gefühle. Die so geschaffenen individuellen oder kollektiven Vorstellungswelten können von anderen Identitäten stets eingesehen und besucht werden. Die Qualität einer Vorstellungswelt entspricht der mentalen Verfassung des Schöpfers (vgl. Bd.2) [Lit 164]. Der spirituell Hochstehende nutzt Projektionen zur bewussten Gestaltung seiner Umgebung. Ein gut informiertes, offenes und neugieriges Bewusstsein erschafft stets angenehmere geistige Vorstellungswelten als ein verengtes (Fn. S.141). Es kann in ihnen mit anderen Identitäten kommunizieren und sich jederzeit von ihnen lösen. Oder geistige Welten gemeinsam mit anderen gestalten. Es wird darin eher nicht auf beängstigende Phantasiewesen als Ausdruck ungelöster mentaler Konflikte treffen.
Im Fall der unbewusst geschaffenen Projektionen ist jedoch der dominierende Wachbewusstseinsanteil der Betroffenen ausschließlich auf diese fixiert und kaum offen für eine Kommunikation mit irgendetwas außerhalb von sich selbst. Tritt ein Nahestehender oder ein geistiger Helfer in diese ein, wird er in der Regel nicht beachtet. Eine Kontaktaufnahme ist folglich schwierig (vgl. Bd.2). In seiner Unkenntnis erkennt der spirituell Uninformierte seine Projektionen nicht als das, was sie sind. Die darin Gefangenen befinden sich ähnlich Schauspielern auf einer dreidimensionalen Theaterbühne, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie sind jedoch für Besucher dieser stillen Ebene in ihren Projektionen wahrnehmbar. Die Betroffenen müssen gleichwohl allein oder über fürsprechende Gebete (Def. Bd. 5) Nahestehender aus ihnen herausfinden. Denn ihr Blick wird erst dann frei für geistige Helfer oder irgendetwas außerhalb der eigenen Projektion, wenn es ihnen gelungen ist, sich von ihr zu lösen.
Es gibt nach Wickland zwar keine Hölle als Ort, aber durch unbeabsichtigte Projektionen der eigenen Ängste, Aggressionen oder Schuld-Gefühle kann ein Mensch durchaus Umgebungen erschaffen, die dieser entsprechen [Lit 84]. Denn in der geistigen Welt offenbaren sich alle Gedanken und Emotionen sofort und unmittelbar als lebendige Projektion. Darum ist die Erkenntnis hilfreich, zumindest anteilig selbst Schöpfer jeder wahrgenommenen Umgebung zu sein, vor der man niemals flüchten muss, weil man sie problemlos auflösen kann, sobald man sich dessen erinnert.
Dies gilt auch für Projektionen, welche aus negativen oder nicht assimilierten (Fn. S.143) Bewusstseinsanteilen des eigenen Selbst resultieren. Sie sind Ausdruck innerer Konflikte, so wie es auch Krankheitssymptome zu Lebzeiten sind, und sollten aufgelöst werden. Nach Roberts entweder durch Aufgabe der nachteiligen Vorstellung oder durch Versöhnung sich widerstrebender Tendenzen (vgl. Bd.7). Derartige Halluzinationen treten schon zu Lebzeiten in Phasen innerer Wandlung in Träumen auf. Oft erscheinen anhaltend verdrängte Bewusstseinsanteile als Tier, das einem aggressiv gegenübertritt. Der Betroffene muss sich mit diesem besonnen und möglichst frei von Emotionen auseinandersetzen und es schließlich - im Idealfall gezähmt - als Teil seines Selbst annehmen. [Lit 175]
Man könnte Projektionen also ins Positive verkehren, wenn man wüsste, dass es sich um Projektionen handelt, die keine Wirklichkeit besitzen. Der Betroffene ist dummerweise in ihnen allein und blendet das Drumherum aus. So gibt es keinen externen Beobachter, der Stellung nehmen könnte.
Eine Untersuchung von Nahtoderfahrungen in Deutschland um das Jahr 2000 ergab, dass Atheisten schwierige Übergänge und Höllenerfahrungen weitaus häufiger erleben als religiöse Menschen. Bei denen, die nicht an ein Weiterleben nach dem Tod oder einen sie erwartenden Himmel glauben, verläuft die Orientierungsphase unangenehmer. Sie irren häufiger desorientiert auf einer der unteren unangenehmen Energieebenen umher, unfähig zu verstehen, was passiert, bis sie zu einem Glauben finden, der die Möglichkeit des Betens, also des Bittens um Hilfe ermöglicht oder ein Nahestehender oder geistiger Helfer ihnen ungefragt aus der selbstgeschaffenen Hölle der Uninformiertheit heraus hilft.
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