Im Leben wie in der geistigen Welt verfügt man über einen freien Willen. Nur innerhalb einer Wahrscheinlichkeitslinie (vgl. Bd.zero) handelt man vorhersagbar aufgrund des aus Charakter (vgl. Bd.6), Erfahrung und durchlaufener Sozialisation sich ergebenden stärksten Motivs. Dennoch besteht die Freiheit, aus allen sich kreuzenden Wahrscheinlichkeitslinien eines Gegenwartsmoments diejenigen Ereignisse und Kontakte anzuziehen, die dem möglicherweise veränderten Streben und den Glaubenssätzen am besten entsprechen.
Im Leben wie im Tod verfügt man zudem über ein qualitativ und inhaltlich unverändertes Bewusstsein mit all den vertrauten Erinnerungen, Einstellungen, Vorurteilen und positiven wie negativen Gedanken1.
Die Qualität des eigenen Bewusstseins erlebt man im Übergang des physischen Todes immer dann als reale Erfahrung, wenn man in selbstbezogenen Gedanken verstrickt ist und hierdurch alles um sich herum ausblendet. Dann wird man zum Hauptdarsteller in einer selbstgeschaffenen Phantasiewelt, welche in der Regel nicht als solche erkannt wird. Der Träumende findet sich auf der Energieebene 24 der Stille wieder (vgl. Bd.2). Entweder bewegt er sich dorthin, wenn er zu träumen beginnt oder er wählte das schwache Licht dieser Energieebene und wähnt sich dort angekommen von Leere umgeben, welche das Träumen initiiert. Weil die sich außen darstellende Phantasiewelt aus Inhalten des eigenen Bewusstseins resultiert, nennt man sie Projektion (Fn. S.35).
Was geschieht bei einer nicht kollektiven Projektion in der geistigen Welt, wenn dem Betroffenen nicht klar ist, dass er stets und überall die wahrgenommenen Umgebungen zumindest anteilig mit projiziert? Die negativen wie positiven Energien des Bewusstseins nehmen nach der buddhistischen Lehre Eigenschaften von Elementen an, wie zum Beispiel Erde, Feuer, Luft, Wasser und Raum. Die Bewusstseinsenergien sind jedoch keine Erde, Feuer, Luft, Wasser und Raum - letztere sind nur Ausdruck plastisch erlebter Emotionen, Gedanken und Geistesinhalte. Somit beinhalten diese Projektionen - auch häufig als Visionen bezeichnet - aus Sicht des Betroffenen keinen Anblick, keine Erfahrung derselben und auch kein Erkennen, denn hierzu wäre die Trennung des Beobachters vom betrachteten Objekt erforderlich. Beobachter und Vision sind jedoch wie schon in phantasiebasierten Träumen (vgl. Bd.IV) eins. Die Projektionen sind substanzloser Ausdruck von Energien des eigenen Bewusstseins, welche als Folge der Selbstbezogenheit oder der Stille und Leere in diesen selbst geschaffenen Bildern mündet. Es sind sich unmittelbar in plastischen Darstellungen zeigende Gedanken.
Ein Beispiel zur Erläuterung: Wenn wir in unserem Alltag in einer momentanen Stimmung von Wut und Aggression kurz daran denken, jemanden 'den Schädel einzuschlagen', dann stellen wir uns dieses nicht unbedingt vollständig bildlich vor, sondern nur ansatzweise. Und lassen derartige Gedanken ausklingen, indem wir schnell wieder die physische Wirklichkeit und Handlungsalternativen fokussieren. Innerhalb dieser Isolation gibt es jedoch keine ablenkende Wirklichkeit. Es gibt nur die sich bildlich und sofort darstellenden eigenen Gedanken und Emotionen. Daher hilft auch kein Weglaufen. Gegebenenfalls den Betroffenen umgebende Projektionen anderer Individuen werden nicht wahrgenommen, weil dieser in seiner Verfassung mit sich selbst und seiner Projektion vollauf beschäftigt ist.
Belastende wie auch extrem angenehme Projektionen entstehen also ausschließlich in einer Isolation des Geistes durch intensive Beschäftigung mit sich selbst, wodurch der Betroffene sich in selbst projizierten Bewusstseinsinhalten wahrnimmt. So erfahren aggressive Identitäten Ausdrücke ihrer eigenen Aggressivität, dagegen im buddhistischen Sinne allen anderen Identitäten Mitgefühl, Weisheit und Erleuchtung Wünschende extrem angenehme Empfindungen und Eindrücke.
Wir erschaffen also unter bestimmten Umständen eine uns als Realität erscheinende, dreidimensionale Phantasie-Umgebung auf Basis der in jenem Moment im Bewusstsein manifestierten Inhalte. Diese ist zudem mit scheinbar eigenständig agierenden Wesen bevölkert, welche Ausdruck nicht assimilierter2, widerstrebender und unterdrückter Bewusstseinsinhalte sind. Auch deren Energieblöcke projizieren sich nach außen.
Das bedeutet, dass beispielsweise bei einer Erwartung von Höllenqualen auch durchaus solche erlebt werden, dass stark angstbesetzte Menschen mit dem Gegenstand ihrer Ängste konfrontiert werden, dass aber auch die wunderbarsten Dinge erlebt werden, wie es sie auf Erden gibt, "nur tausendmal schöner". Diese Projektionen besitzen eine traumähnliche Plastizität. Die darin wahrgenommene Umwelt entspricht und entspringt also unserem nunmehr neunmal klareren Bewusstsein (vgl. Bd.2). Roberts (Seth) schreibt dazu:
"Einige werden sich weigern, den Gedanken an weitere Arbeit, Entwicklung und Prüfung zu akzeptieren und werden stattdessen an konventionellen Himmelsphantasien als einzige Möglichkeit festhalten [...] Ein Glaube an das Höllenfeuer kann dazu führen, dass ihr Hades-Verhältnisse halluziniert [...] Ein Glaube an einen stereotypen Himmel kann Halluzinationen paradiesischer Umstände hervorrufen. Ihr formt eure Realität immer in Übereinstimmung mit euren Vorstellungen und Erwartungen [...] Es sind Lehrer vorhanden, um euch die Bedingungen und Verhältnisse dort zu erklären. Ihr bleibt euch also nicht im Irrgarten eurer Halluzinationen selbst überlassen." [Lit 175]
So hat nur derjenige einen schnellen und glatten Übergang, welcher nicht Probleme wälzt oder träumt, sondern passiv und offen ist und den sich darbietenden Verlauf annimmt, so dass die hier beschriebenen Umwege ausgelassen werden. Dieses Verhalten basiert bereits auf einen nicht geringen spirituellen Erkenntnisstand (vgl. Bde. 6&8). Problemlos scheinen dagegen all diejenigen versunkenen Gedanken zu sein, die sich mit Gott respektive seinem Äquivalent sowie Fragen zur Erkenntniserweiterung und damit zur Entfaltung des Bewusstseins beschäftigen. Auch darf man sich fragen, was der eine oder andere gerade macht, wie es ihm geht, jedoch keinesfalls etwas betrauern oder bedauern, weil die latente3 Gefahr des in Emotionen Versinkens besteht. Am besten stimmt man jede Aktion mit einem Kommunikationspartner ab. Dieser kann beispielsweise als Licht oder körperlich geformter geistiger Helfer oder als Nahestehender erscheinen. Wenn dort nichts ist, wünscht man ihn intensiv herbei.
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