Die Präkognition (Fn. S.17, vgl. Bd. 4) erfordert nach dem britischen Mathematiker und Physiker Dobbs eine zweite Zeitdimension wie die der imaginären Zeit, in der objektive Wahrscheinlichkeiten dieselbe Rolle spielen wie Kausalbeziehungen in der klassischen Physik. Der Zeitpfeil oder genauer die Wellenfront, bewegt sich hierin durch eine wahrscheinliche anstelle einer determinierte Welt. Da diese Wahrscheinlichkeiten nicht eintreten müssen, also umgangen werden können, handelt es sich nur um dispositionelle Vorentwürfe anstelle eines absoluten Vorauswissens. Diese Entwürfe können weder direkt beobachtet, noch abgeleitet werden und werden vom Empfänger als hypothetische Botschaften empfunden.
Die Überbringer dieser Informationen sind nach Dobbs Psitronen. Sie haben nur eine imaginäre Masse und können sich somit nach der Relativitätstheorie ohne Energieverlust schneller als mit Lichtgeschwindigkeit und damit rückwärts in der reellen Zeit bewegen. Die Entfernung im Raum, die das Psitron zu überwinden hat, ist dabei ebenso wie bei den Neutrinos irrelevant.
Diese Psitronen mit imaginärer Masse dringen in die zerebralen Neuronen des Empfängers ein und übertragen Vorentwürfe eines möglichen zukünftigen Zustands1. Somit ähneln Psitronen den Lichtquanten beim gewöhnlichen Sehen - mit den Ausnahmen,
Die Quantentheorie der virtuellen Prozesse ist sehr verwandt mit der Vorstellung von einem realen Geschehen, welches in der imaginären Zeit von einer Anzahl objektiver Wahrscheinlichkeiten umgeben ist, welche nicht notwendigerweise eintreten werden, aber eintreten können und den Gang der Ereignisse aller anderen Wahrscheinlichkeiten beeinflussen. Wir können uns diese virtuellen Potentiale oder auch Wahrscheinlichkeitsamplituden, wie Koestler sie anschaulich nannte, als einen Schwarm von Teilchen mit imaginärer Masse vorstellen, die wie ein Gas ohne Reibung miteinander in Wechselwirkungen stehen [Lit 4].
Das Gebilde unseres Universums scheint auf den ersten Blick recht komplex zu sein. Doch nach der Theorie der Multi-Universen [Lit 9] des britischen Astrophysikers Dr. Martin Rees können wir davon ausgehen, dass es weitere Universen, unter anderem mit einer viel reicheren Struktur gibt, komplexer als alles, was wir uns vorstellen können. Nach seiner Auffassung können wir das Wesen unserer kosmischen Umwelt nicht allein durch das Denken erfassen.
Der US-amerikanische Professor für Physik Andrei D. Linde befürwortet darüber hinausgehend eine chaotische Inflation. Nach seiner Theorie sind eine nicht überschaubare Anzahl Universen als Multiuniversen miteinander verknüpft und als Teil eines Zyklus ewig wiederkehrend. Diese wiederum erzeugen weitere Universen, die Hawking Baby-Universen nennt. Sinnvoller erscheint es mir jedoch, von Eltern-/ Kind-Universen zu sprechen, da diese Terminologie allgemeiner gehalten ist und die hierarchische Struktur dieses Konstrukts genauer abbildet.
Eltern-Universen vererben darin ihren Kind-Universen bestimmte Eigenschaften = Naturgesetze. So wird eine hierarchische Struktur vorstellbar, in der das Eltern-Universum unseres physischen Universums wiederum nur das Kind eines weiteren Eltern-Universums ist und so weiter. Derartige Annahmen sind übrigens nach Rees nicht ungewöhnlicher als die zu Quarks und Superstrings. Sie helfen uns, die Welt zu verstehen. Und stimmen mit den heutigen Annahmen der Metaphysik überein.
Als Physiker betrachtet Rees die Evolution der Arten als eine Eigenschaft nur unseres Universums. Der Begriff Evolution bedeutet in der Wissenschaft die stammesgeschichtliche Entwicklung von Lebewesen von niederen zu höheren Lebensformen. Die Metaphysik versteht übrigens unter Evolution eine spirituelle Entwicklung über die Ausdehnung der Bewusstseinsenergie des persönlichen Selbst.
Aus dem Eltern-Universum heraus betrachtet ist die gesamte Entwicklungsgeschichte des Kind-Universums nur ein Punkt [Lit 24]. Dies bestätigt in der Metaphysik Roberts (Seth), wenn sie sagt, dass sich die gesamte Geschichte eines verzweigenden Universums in nur einem Moment der reellen Zeit des aussendenden Universums abspielen kann [Lit 191]. Denn die Zeitwahrnehmung ist jeweils auf das umgebende Realitätssystem bezogen und somit nur in diesem wirksam.
Ich erwähne in diesem Band auch Annahmen der Metaphysik, weil sie deren Nähe zur Physik aufzeigen. In der Metaphysik versucht Roberts zu begründen, dass es im Grunde nur eine spirituelle, somit geistige Evolution gibt, weil alles Physische nur der projizierte Ausdruck geistiger Vorgänge ist. Wie Roberts sieht Ingrisch den Begriff 'Spektrums', in welchem sich eine Höherentwicklung (vgl. Bd. 6) vollzieht, passender als die Bezeichnung Evolution.
In einem Spektrum fließt die Information aufsteigend durch immer höhere Frequenzen. Es ist zu verstehen als ein Lichtband aus zusammenhängender Bewusstseinsenergie, dessen verschiedene Positionen durch unterschiedliche Schwingungsfrequenzen gekennzeichnet sind.
Roberts sieht die hiesige spirituelle Evolution ohnehin als nur eine von unendlich vielen möglichen Evolutionslinien. Sie spricht wie die Physik stets von wahrscheinlichen Verläufen in jeweils vollgültigen Realitätssystemen [Lit 183 u.a.]. Nach ihrer und Ingrischs Auffassung ist die Evolution nur das Anführungszeichen für unsere Existenz:
"Ihr könnt sagen, dass es zahlloser Jahrtausende bedurfte, bis sich die elektromagnetischen Energieeinheiten 'zum ersten Mal' verbanden und verschiedenste Arten von Materie und verschiedenste Spezies hervorbrachten; oder ihr könnt sagen, dass sich dieser Prozess in einem einzigen Augenblick abspielte. Das hängt von eurer relativen Position ab. Jedenfalls wurde das physische [A.d.V.: Kind-] Universum überall gleichzeitig erzeugt. Andererseits geschieht dies laufend noch immer, und es gibt tatsächlich keinen 'Zielpunkt' [...] Jede bekannte Spezies war deshalb bei der allumfassenden 'Befruchtung' des sichtbaren Universums inhärent 'gegenwärtig' [...] Wenn ihr die Zeit selbst in Frage stellt, dann geht es nicht mehr um das 'Wann' des Universums." [Lit 183]
Der Trick ist, dass es kein 'Außen' gibt, in welches ein Kind-Universum hineingeboren würde. Alles hat eine geistige Grundlage und existiert in dieser. Deren zugrunde liegenden Energien sind die Basis aller physischer Projektionen. Physische Projektionen werden nur von den inneren Sinnen der Lebewesen erzeugt und sind daher eine sekundäre Erscheinung. Darum ist alles, was wir mit den äußeren Sinnesorganen wahrnehmen, Tarnung oder Camouflage. Zeit und Raum sind Bestandteil der Projektionen und somit auch Camouflage. Insofern ist die Frage nach einem Früher völlig irrelevant. Alles Seiende existiert in einer - wie Roberts es nennt - geräumigen Gegenwart, die alle Zeiten einschließt.
An dieser Stelle sollten wir ein Begriffs-Problem lösen, denn für ein alles umfassendes Gesamtsystem mit darin enthaltenen Universen hat die Physik noch keine Bezeichnung festgelegt. Ich unterscheide daher zwischen unserem Universum einerseits und der dieses einschließenden Gesamt-Psyche2. Als Gesamt-Psyche bezeichnen wir also den Bereich, der nicht nur innerhalb unseres Universums ist, dieses aber einschließt. Sie kann durchaus unzählige Universen beinhalten. Roberts führt in Übereinstimmung mit neuesten Erkenntnissen der Physik weiter aus, dass das Universum - tatsächlich alle Universen - Planck-Zeit (Fn. S.19) für Planck-Zeit ständig erschaffen werden:
"Das Universum wurde nicht zu einer bestimmten Zeit erschaffen, und es dehnt sich auch nicht irgendwohin aus wie ein aufgeblasener, immer größer werdender Luftballon - zumindest nicht so, wie man das jetzt in Betracht zieht. Die Ausdehnung ist eine Illusion, die unter anderem auf unangemessenen Zeitmessungen und Theorien von Ursache und Wirkung beruht; und doch könnte man in gewisser Weise sagen, dass sich das Universum ausdehnt, aber in ganz anderen Bedeutungszusammenhängen, als sie üblicherweise begriffen werden [...] Das Universum dehnt sich aus wie ein Traum es tut [...] Dies ähnelt in grundlegender Hinsicht mehr dem Wachstum einer Idee." [Lit 191]
Jede Art von Zeitmessung liefert unbrauchbare Resultate, weil die reelle Zeit selbst Bestandteil der Camouflage oder Tarnung ist. Das im Grunde geistige Universum kann nicht mit Camouflage-Geräten erfasst werden.
Es ist nicht verkehrt, sich diese die Physik möglicherweise inspirierenden Annahmen gegenwärtig zu halten. Denn der derzeitige, notwendig noch nicht umfassende Kenntnisstand der Wissenschaft wird sich auch künftig erweitern. Und wie bislang gibt die Metaphysik die Richtung vor.
Mit dieser Annahme könnte die Frage nach dem Anschub, dem Auslöser für den Urknall, vor einer Beantwortung stehen. So nehmen derzeit die Physiker Hawking und Rees an, dass aus schwarzen Löchern unseres Universums neue Kind-Universen entstehen. Hiernach würde der energetische Anschub für die Geburt eines Universums dem Elternuniversum entnommen.
Doch ein Rätsel bleibt grundsätzlich erhalten und bietet genügend Spielraum für die Aufrechterhaltung eines theologischen Weltbildes: Wer gab die Energie respektive den zündenden Funken für das oberste Universum dieser möglicherweise vollkommen verschachtelten Hierarchie? Oder: Warum gibt es Geist mit der Eigenschaft Bewusstsein?
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